Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 268
(PDF, 131 MB)
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lehrten einig. Gegen Frostbeulen helfen abgekochte Linsen, mit Salzwasser
zusammen zu Brei gestampft.

Mohn.

Der Mohn ist eine jener Heilpflanzen der alt germanischen wie auch
der antiken Medizin im Volke, die sich wohl durch den einschläfernden
und berauschenden Trank, den man schon in frühesten Zeiten daraus zu
pressen verstand, geheimnisvoll für die naiven Völkerschaften darstellt.
Der Milchsaft des grün abgeernteten und unreifen Mohns enthält das Opium,
das als Laudana schon bei Plinius als Schlaf- und Betäubungsmittel angewendet
wurde. Die Türken rauchen ja heute noch das Opium als Haschisch
und versetzen sich damit in den Zustand eines Halbschlafes und phantastischen
Traumzustandes, der ihnen die köstlichsten Bilder und Geschehnisse
vorgaukelt, aber sie unfähig zu Arbeit und Wirklichkeitsgenuß macht. Nicht
zum wenigsten ist die Auffassung der Mohammedaner, daß ein jeder sein
Kismet habe, das er nicht ändern kann, ein Folgezustand des Opiumgenusses.

Das Morphin wird ebenfalls aus Mohnsaft gewonnen. Alle Sorten des
Papaver enthalten dies erst 1811 von Seetürner entdeckte Narkotikum.
Gegen Cholera weiden vielfach Opiate gegeben, auch das bei Katarrhen
und Herzkrankheiten viel angewendete Codein besteht aus Mohnpräparaten.
Schon zur Zeit der Pfahlbauten in Alemannien bekannt, diente der Mohn
zu einer Ingredienz der Speisen. Man preßte das Öl aus, verwendete es
als Fett bei Gerichten, die man heute in Schmalz und Margarine bereitet.
Aber auch diese uralten Zeiten bedurften schon des berauschenden Trankes,
den man ebenfalls aus dem Mohnsamen herstellte.

Unruhige Kinder wurden sehr oft durch Mohnsamen oder einen Mohh-
trank, den man der Saugflasche einverleibte, zur Ruhe gebracht, oft sogar
zur ewigen. Auch heute gibt es noch gewissenlose Wärterinnen, die den
Kleinen den gefährlichen Schlaftrunk heimlich m den Mund stecken. Die
sogenannten Engelmacherinnen bedienten sich, und tun es wohl jetzt noch,
bei ihrem schmachvollen Gewerbe vielfach des Mohntees. In Hungerzeiten
aß man in den betroffenen Landstrichen vielfach einen Salat oder eine Art
Spinat aus Mohnblättern.

Um jemand von epileptischen Krämpfen zu befreien, so erzählt Holuby,
muß die Mutter des Kranken, falls sie nicht mehr lebt die Ahne oder eine
Schwester, ohne Vorwissen und ohne daß es jemand sieht, ganz unbekleidet,
aus einem Mohnkopf dessen Samen schütten und rings um den Kranken
streuen.

Dies muß dreimal wiederholt werden. Danach fegt die Frau die
Mohnkörner zusammen, schneidet dem Kranken die Nägel der rechten Hand
und des linken Fußes ab, tut sie zu den Mohnkörnern, stopft dies alles in
eine sogenannte Hollerbüchse (ausgehöhlten Zweig eines Holunderbaumes)
und vergräbt sie an einer Stelle, wo weder Sonne noch Mond hinscheinen


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