Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 271
(PDF, 131 MB)
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— 271 —

Aus der Mappe einer Okkultistin. IV.

Von Marie Schwickert.

Drei seltsame Erlebnisse.

Im Sommer des Jahres 1919 hatte ich drei seltsame Erlebnisse; keines
derselben war auch nur im entferntesten dem andern ähnlich und doch
hatten sie eines gemeinsam: sie kündeten mir alle Unheil und Tod.

Mein erstes Erlebnis war ein Traum.

Ich stand mit meinem jüngsten Sohne in einem Zimmer meines Elternhauses
und blickte hinab auf die schäumenden Fluten der Donau.

Das Wasser war tief schwarz und stieg von Minute zu Minute höher
an den Mauern des Hauses empor. Und schwarz wie das Wasser war auch
der Himmel; es schien, als wolle er seine Schleusen öffnen, um beizutragen
am Werk der Vernichtung.

Im Geiste sah ich in den nächsten Minuten die schwarzen Fluten
hereindringen in mein Elternhaus, sah die Stätte meiner Kindheit untergehen
und — uns mit ihr.

Von jäher Angst gepackt eilte ich in das Nebenzimmer, wo meine
Mutter saß. Ich wollte ihr meine Befürchtung mitteilen, aber sie winkte
abwehrend mit der Hand.

„Sei ruhig!", sagte sie ernst, „das schwarze Wasser tut dir nichts".

SR

Und wieder blickte ich durch das geöffnete Fenster auf die hochgehenden
dunklen Fluten. Da veränderte sich wie mit einem Zauberschlag das Bild.
Das schwarze Wasser verwandelte sich in weißen, aufbrausenden Schaum
und wich gleich darauf von den Mauern des Hauses zurück, — das drohende
Gewölk zerriß und ein Stück blauer Himmel lachte auf mich herab. —
Doch nur eine Sekunde blieb es so; dann verschwand der Traum und ich
erwachte mit angstvoll klopfendem Herzen.

Seit jenem Traum war ungefähr ein Monat vergangen. Hinter mir
lagen Wochen voll Sorge und bitterstem Leid, — vor mir ein winziges
Fünkchen Hoffnung, so schwach und klein, daß der leiseste Lufthauch es
erstören konnte. Mein jüngster Sohn, der Abgott meines Herzens, — mein
geliebtes, verhätscheltes Sorgenkind — war lungenkrank. Mehr als zwei
Jahre war die Krankheit auf den linken Lungenflügel beschränkt geblieben,
nun aber, einige Monate nach einer scheinbar glücklich überstandenen spanischen
Grippe, hatte sie auch den rechten Lungenflügel erfaßt und machte
erschreckende Fortschritte. In meiner Verzweiflung rief ich einen zweiten
Arzt herbei, aber auch dieser hatte nur ein mitleidiges Achselzucken, Rat
wußte er keinen mehr. — Der zähe Lebenswille, —■ die von mir ererbte
eiserne Widerstandskraft, — schien trotzdem noch einmal zu siegen. Seit
acht Tagen ging es besser, der Kranke war außer Bett und am kommenden
Tage wollte ich ihn sogar mit Einwilligung der Ärzte aufs Land bringen*


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