Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 281
(PDF, 131 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Das Auftreten solcher fabelhaften Fernrichtkräfte ist bei dem Problem des
Vogelzuges behauptet worden, und dieses Rätsel, wie die Vögel die Richtung
halten, ist noch immer unerledigt. Besser beglaubigte Fernwirkungen lassen
sich bei den Insekten feststellen. Solch merkwürdige Übermittlung in eine
weite Ferne erlebte man z. B. bei Schmetterlingen. Als Forel in seinem Zimmer
mitten in der Stadt Lausanne weibliche Nachtpfauenaugen aus der Puppe schlüpfen
ließ, begann gegen sein Fenster ein wilder Ansturm von Männchen dieses seltenen
Schmetterlings, die sich draußen auf Wald und Feld zusammengerottet und in
die Stadt gewagt hatten. Ein anderer Beobachter stellte fest, daß sich im Laufe
von 6x/2 Stunden 127 Nachtpfauenaugen bei einem Weibchen zusammenfanden,
die aus einem Umkreis von mindestens zwei Kilometer kamen. Man nimmt an,
daß diese Fern Wirkung eine chemische ist, indem das Weibchen einen Duft ausströmt
, der über mehrere Kilometer von den Männchen gerochen wird, und es
gibt zur Zeit keine bessere Erklärung als die Annahme solcher Feinapparte,
die sich innerhalb ihrer chemischen Reaktion unseren Empfangsstationen für
Telegraphie ohne Draht vergleichen ließen.

Viel beschäftigt hat sich die Naturforschung mit dem sog. sechsten Sinn<(
der Fledermäuse. Schon im 18. Jahrhundert hat Spallanzani von den Fledermäusen
nachgewiesen, daß sie tatsächlich einen unmittelbaren Warn sinn vor
Hindernissen im Dunkeln besitzen. Wenn man einem solchen kleinen Flatterer
die Augen verklebt und ihn dann im geschlossenen Raum zwischen überall ausgespannten
Bindfäden herumjagt, so stößt er doch niemals an, sondern fühlt
jedesmal das Hemmnis vor dem Anprall voraus und biegt rechtzeitig ab. Für
diese geheimnisvolle Fern Wirkung bot die Untersuchung der Fledermaushaut
folgende Erklärung: Außer ihren mächtigen Flughäuten kehren diese Tiere auch
noch andere offene Hautflächen frei heraus, riesige Ohren, groteske Nasen- und
Lippenanhängsel, und an diesen Häuten besitzen sie außerordentlich feine Nervengeflechte
mit sehr vielen Fühlhaaren; 10000 solcher Taster hat man allein auf
den Flügeln einer unserer heimischen Arten gezählt. Mit diesem großartigen
Apparat tastet die fliegende Fledermaus nun ganz automatisch den verstärkten
Luftdruck zwischen sich und dem entgegenstehenden Gegenstand ab, ehe sie anstößt
. Sie besitzt also einen „Ferntaster".

Noch feinere Apparate der tierischen Organtechnik treten bei den Fischen
auf, die in der Gegend des Ohres besondere „Schwere-Kompasse'* besitzen. Diese
Ferndruckapparate der Fische bilden in ihrer einfachsten Grundform eine kleine
Kapsel, in der sich ein freies Steinchen immer wieder selbständig zur Erdschwere
einstellt. Feine Nervenhaare tasten diese Lager ab, und danach orientiert das
Nervensystem im ganzen den Gesamtkörper immer wieder richtig. In diesem
Schwere-Kompaß ist bereits eine Art Fernorgan angelegt; dies ist aber noch
mehr ausgebildet am Kopf und den Leibesflanken des Fisches, die ein rätselhaftes
Kanal System aufweisen. In diesen Kanälen liegt Schleim, den das drü ckende
Wasser bewegt. Der Schleim aber drückt auch hier wieder auf seine Nervenborsten
, die, wie an Zeigern eines Apparates, daran etwas für das gesamte Nervensystem
ablesen. Mit diesen sogenannten „Seitenorganen" tastet der Fisch in
ganz ähnlicher,- nur räumlich viel weiter greifender Weise wie die Fledermaus
den Luftdruck, so seinerseits den Wasserdruck bei Annäherung eines festen
Körpers ab. Er kann also auch im trüben Wasser und im Dunkel größerer
Tiefen das Nahen eines unliebsamen Angreifers schon sehr bald so „abtasten",
ehe die Gefahr noch drohend wird; er kann die Richtung der anschwimmenden
Fremdmasse erraten und die entgegengesetzte Fluchtlinie einschlagen. Doch
auch noch andere Änderungen der Wasserbewegung werden an diesem wunder-


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