Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 284
(PDF, 131 MB)
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— 284 —

der Leichen die Richtung genau bezeichnet. Diese Mitteilung dürfte, wie die
Staatsanwaltschaft selbst erklärt, für die wissenschaftliche Welt ein sehr hohes
Interesse beanspruchen. Ein Mitarbeiter eines Frankfurter Blattes hat Gelegenheit
genommen, sich mit der dortigen Wahrträumeriu zu unterhalten. Nachfolgend
sei das Wesentliche aus dem Gespräch wiedergegeben

Wir trafen uns auf neutralem Boden. Ein Tisch, zwei Stühle in einem
nüchternen Besuchszimmer, also wahrlich keine Gegenstände, die besonders
stimmungsvoll oder gar traumerregend wirken. So sieht also eine Wahrträumerin
aus, denke ich, lasse sie erzählen und betrachte mir sie genau. Eine Dame in
den besten Jahren, leichte Neigung zur Fülle, unverheiratet, einen breiten, runden
Kopf, ein paar wasserblaue Augen, an denen nichts besonders Träumerisches ist,
so sitzt sie mir gegenüber. Ich frage und sie antwortet, plaudert in ihrem etwas
unfrankfurterisch klingenden Thüringer Dialekt.

„Brauchen Sie erst eine Anregung von außen, ehe Sie träumen?"

„Das ist ganz verschieden. Ich habe sogenannte Visionen, das heißt ich
bin hellseherisch, und ich träume von Dingen, die ich tagsüber gelesen oder gehört
habe."

„Nehmen Sie sich dann ganz bestimmt beim Schlafengehen vor, Sie wollen
über dies und das träumen ?"

„Nein, das ist wie beim normalen Traum auch, man träumt meist von
flüchtig einmal während des Tags durch den Kopf gegangenen Dingen, nicht
von denen, mit denen man sich ganz intensiv beschäftigt. Wenn ich mich zu
solchen Träumen zwingen wollte, das ginge einfach nicht. Dagegen vermag ich
wohl, mich am hellen Tag, wie man so zu sagen pflegt, in Trance zu bringen,
wenn mich ein Fall sehr beschäftigt und ich ihn gern aufklären möchte. Dann
brauche ich nur die Augen zu schließen und ich sehe dann im Geist Dinge, die
mit der verfolgten Sache in Verbindung stehen."

„Wie hat sich denn diese Fähigkeit bei Ihnen zuerst gezeigt?"

„Ich habe mich früher nicht so genau beobachtet, erst als ich anfing Bücher
zu lesen und Vorträge über Hypnose zu hören, wurde ich sozusagen selbst mehr
auf meine Träumerei aufmerksam. Das erstemal träumte ich als Kind, daß ein
verloren gegangener Ohrring, nach dem wir das ganze Zimmer durchsucht hatten,
unterm Tisch liege. Ich stand sofort beim Wachwerden auf und er lag da.
Einige Tage später wurde mir meine Geldbörse gestohlen. Ich sagte im Scherz,
so daß es das Hauspersonal hören konnte, ich kriege es schon durch einen Traum
heraus. Richtig träumte ich, die Börse liege auf dem Fensterbrett, und sie lag
da, nachdem sie der Dieb wohl aus Angst dahingelegt hatte."

„Was für Fälle haben Sie sonst noch vorausgeschaut ?"

„Ich war in Königsberg zu Besuch und sah im Traum zwei ungeheure
schwarze Rauchsäulen aufsteigen und Pferde wie wild davonrasen. Zwei Tage
später ereignete sich das furchtbare Explosionsunglück in der Nähe Königsbergs.
Ich ging später an die Stelle und fand die Bestätigung durch Zeugen, daß in
der Nähe der in die Luft geflogenen Munitionsdepots ein Artilleriepferdedepot
war und daß diese Tiere sich von den Koppeln gerissen und wie wahnsinnig
übers Feld gestürmt seien. Genau so habe ich am Morgen der Wiedereroberung
von Przemysl den Fall der Festung gesehen, Hurrarufen und Glockenläuten
gehört. Abends war die Meldung da. In Hannover steige ich in den Zug.
Plötzlich fasse ich unwillkürlich mit der Hand an die Stirn, es durchzuckt mich
— ein großer Sieg, ich sage es Mitreisenden. In Berlin empfingen uns die
Extrablätter,"


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