Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 316
(PDF, 131 MB)
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Klopferscheinungen an den Wänden ihrer Wohnimg vernahmen, deren
Urheber nicht zu ermitteln war, auch Tiere konnten nicht in Betracht
kommen. Die Tochter dieser Dame hatte nähere Beziehungen zu einem
Herrn, der ihr als Zeichen seiner Neigung eine goldene Kette geschenkt
hatte. Als er die Beziehungen zu ihr löste, sprang die Kette entzwei.
Beide hatten während des Krieges folgende Vision: Die Mutter sah
gegen Abend am Himmel einen Heereszug, darunter einen, der ein eisernes
Kreuz trug. Sie teilte diese Wahrnehmung ihrer Tochter und ihrem
Gatten mit, die das Gleiche sahen. 14 Tage danach erhielten sie die
Nachricht, daß ihr Sohn im Felde das eiserne Kreuz erhalten hatte.

Noch einen okkulten Vorgang aus Schlesien, der mir bei einem
Ferienaufenthalt in der Liegnitzer Gegend im September v. J. berichtet
wurde. Ich habe den Bericht aus dem Munde einer Frau Thomas in
Greibnig bei Liegnitz, die das Ereignis mit ihrem inzwischen verstorbenen
Gatten selbst erlebt hat. Die beiden fuhren vor ungefähr 20 Jahren von
Mankelwitz, wo sie ihren schwerkranken Vater besucht hatten., nach der
Liegnitzer Gegend. Als sie sich in der Nähe einiger Wiesen zwischen
Oyas und Koischwitz befanden — es war kurz vor Mitternacht —
spitzte das Pferd plötzlich die Ohren und war nicht mehr von der Stelle
zu bringen. Der Mann hielt endlich an, und die beiden erblickten im
Mondlicht vor sich einen Leichenzug, der lautlos in der Richtung nach
Oyas an ihnen vorüberzog. Der Leichenwagen, in welchem der bekränzte
Sarg lag, wurde von vier Pferden gezogen, die schwarz gekleidet waren,
und diesen gingen je vier Träger in derselben Kleidung zur Seite. Die
Frauen hinter dem Sarge hatten lange, schwarze Schleier und die Manner
trugen Zylinder; zu hören war nur das Stampfen der Pferde, während
die ganze Erscheinung sonst lautlos an ihnen vorüberglitt. Als sie endlich
verschwunden war, war das Pferd kaum zu halten und langte schweißbedeckt
und atemlos im nächsten Dorfe an.

Die beiden behielten das Erlebnis erst lange Zeit für sich, da sie
sich vor den Folgen der Mitteilung an andere fürchteten. Als sie sich endlich
doch dazu entschlossen, sagte der Gerichtsschreiber von Oyas, daß
ihm das nichts Neues wäre, da schon viele die Erscheinung an derselben
Stelle gesehen hätten. Der Bericht verbreitete sich von da an in der
ganzen Umgegend, und ich hörte ihn genau in derselben Weise von
anderen, ehe ich die noch lebende Augenzeugin befragte, die im übrigen
einen durchaus nüchternen und verständigen Eindruck machten.

Man wird hier am ehesten an eine Kollektivhalluzination denken
können, die sich von dem Unterbewußtsein einer der Personen auf das
Tier übertrug und von diesem zuerst wahrgenommen wurde. Dafür
spricht die Tatsache, daß in der dortigen Gegend schon vorher die
Sage von einem Leichenzuge verbreitet war, der sich alle hundert Jahre


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