Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 332
(PDF, 131 MB)
Bibliographische Information
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332 —

über das Doppelte — und es entspann sich ein so lustiger, anmutiger Briefwechsel
mit den kleinen Mädchen, die in allen Gegenden Deutschlands wohnten, daß ich
nach Einsicht auch Lust bekam, mitzutun. Frau X, meinerseits Tauschfreundin,
beredete mich doch beizutreten und, um einer wissentlichen Lüge vorzubeugen,
keine Altersangabe zu machen und das verlangte Lichtbild nicht zu schicken.
Also geschah es. Zwei Jahre lang spielte ich mit über 5o Jahren den Backfisch
so glaubhaft, daß die kleinen Mädels mich direkt quälten, mit einer oder der
andern noch privatim Briefe zu wechseln. Eine besonders war ein entzückendes
Wesen vom Rhein. Ohne mich zu erkennen zu geben tauschten wir Briefe. Ich
glaube dem herzigen Wesen in manchen Dingen gut getan, geraten und es getröstet
zu haben, als nachher im Krieg der Verlust von Vater, Bruder und eigenem
Heim über sie kam. Sie war sehr für telepathische und spirituelle Experimente
eingenommen und schrieb mir, ich solle mich doch an einem bestimmten
Sonntage um 5 Uhr nachmittags bis */* nach 5 auf sie einstellen. Wir wollten
versuchen geistig zueinander zu kommen. Ich tat es pünktlich, sah auch das
junge blondgezopfte Mädchen in hellblauer Bluse und schwarzem Rock an einem
Tischchen auf einer geschlossenen Loggia sitzen und, die Bleifeder in der Hand,,
ins Weite starren. Plötzlich schüttelte sie energisch den Kopf, sprang auf und
warf den Stift hin. Ich schrieb sofort auf, was ich gesehen, und erhielt schon
am zweiten Tage, ehe ich mein Ergebnis abgeschickt hatte, einen Brief, in welchem
die kleine Margot mir schrieb: „ Liebe Dorte! (das war mein Pseudonym für
das Kränzchen). Ich habe so fest gedacht, aber ich bittDich, ich muß wohl konfus
gewesen sein, denn immer sah ich eine ältliche Dame in schwarzem Kleide an
einem Schreibtisch sitzen, und die Dame hatte graues Haar! Verrückt, gelt ja?
Ich sprang schließlich wütend auf und warf den Bleistift weg, weil ich mich
ärgerte über eine so törichte Gedankenverbindung!" Ich war wirklich starr.
Leider hatte ich nicht den Mut, dem jungen Mädchen zu schreiben, daß es ganz
richtig gesehen, sondern überging ihren Erguß und teilte nur meine Wahrnehmung
mit. Sie schrieb mir dann, daß sie wirklich eine blaue Bluse angehabt
hätte und daß sie auf einem Balkon mit Glaswänden gesessen habe. Jedenfalls
wieder ein Beweis, wie sicher die Gedanken, wenn sie ordentlich fest und umgrenzt
gedacht werden, in die Ferne arbeiten. Ich brach dann den Briefwechsel
ab, weil mir die Unwahrheit peinlich war und ich keinen Grund fand, das arme
Kind, das mich lieb gewonnen hatte, zu enttäuschen. Lora Manfredi.

Wahrfraum. Ich bin zwar kein ausgesprochener Anhänger des Okkultismus
, gleichwohl sei es mir gestattet, einen merkwürdigen Traum zu erzählen :

Ich befand mich in der 3. Lateinklasse am Gymnasium in D. In meinem
Heimatsdörfchen K. lebte ein lediger Försterssohn, der in den vierziger Jahren
stehen mochte. Er hätte in seiner Jugend sehr gern studiert und den Beruf
seines Vaters ergriffen; allein die Vermögensverhältnisse seiner Eltern und sein
nicht ganz normaler Geisteszustand ermöglichten das nicht. So lebte er ohne Beruf
in bitterer Not von seinem kleinen Vermögen^ das allmählich zur Neige
ging. Dabei war er ein sehr guter Mensch, der in besseren Zeiten Vielen viel
Gutes tat. Dieser Mann hatte eine große Zuneigung zu mir, denn ich war damals
der einzige Studierende des Dorfes.

Einmal nun hatte ich folgenden Traum : Ich sah im Traume, wie dieser
Mann in die Wirtsstube meines Heimatdorfes trat und am Ofentische Platz nahm.
Er ließ sich ein Gläschen Schnaps geben und verweilte daselbst, in düsteres
Sinnen versunken, längere Zeit. Es war schon sehr spät am Abend. Nur wenige
Leute waren in der Gaststube. Da kamen, so träumte ich, 4 Männer zur Tür


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