Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 348
(PDF, 131 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1921/0352
mir doch plötzlich recht unwohl, so wie ich dies auch werde, wenn ich
von Wunden reden höre. Dann beginnt es in meinen Fingern zu kribbeln,
ich werde weiß und der kalte Schweiß bricht mir aus. So auch in diesem
Falle. Um meinen Zustand niemand merken zu lassen und um frische
Luft zu schöpfen, war ich hinausgegangen und hatte mich in einem
Anfalle gänzlicher Schwäche niedergesetzt. Hierbei war nun mein lebhafter
Wunsch: „Ach, wenn ich doch nur erst glücklich zu Hause wäre."
Ich nehme nun an, daß in diesem Augenblicke fast völliger Betäubung und
unter dem dringenden Wunsche, in meiner Behausung zu sein, mein
Doppelgänger sich von meinem Körper gelöst und den Ort meines Verlangens
aufgesucht hat. Kurze Zeit nach diesem Anfalle sind wir dann
ganz vergnügt und ohne berauscht zu sein nach Hause gegangen, ohne
daß ein Zweiter von meinem zeitweiligen Unwohlsein etwas gemerkt hätte.

Wie man aber auch dieses Erlebnis erklären will, ob als telepathische
Halluzination oder als Aussendung des Doppelgängers oder gar als spiritistisches
Phänomen, immer ist man gezwungen, ein Etwas anzunehmen,
das wohl mit dem Körper verbunden, von diesem aber unabhängig ist.
Daß derartige Erscheinungen nicht gar so selten sind und daß sie zu jeder
Zeit und allen Orten vorkommen, ist aus der Literatur des Okkultismus
zur Genüge bekannt. Immerhin dürfte aber ein Fall interessieren, den
ein hiesiger junger Mann meines Bekanntenkreises mir erzählte.

Derselbe wohnt in einem bäuerlichen Anwesen an der Peripherie
der hiesigen Stadt, weiches seinem Vater gehört und in dessen Nähe sich
weitere ähnliche kleine Gehöfte befinden. Es war spät an einem Winterabende
, draußen lag Schnee und mein Bekannter war noch einmal in
den Garten hinausgetreten, ehe er sich zur ßuhe begab. Als er nun zum
Grundstück des Nachbarn hinüberblickte, sah er diesen zur Haustüre
hinausschreiten und seinen Weg durch die Felder nehmen. Da er wußte,
daß dieser Mann schwer krank war, rief er seinen Vater herbei und
machte diesen auf den unvermuteten Ausgang des Nachbarn aufmerksam.
Beide, mein Bekannter und dessen Vater, sahen dann den Nachbar sich
immer weiter entfernen und schließlich ihren Blicken entschwinden. Kurze
Zeit darauf kam dann aus dem Nachbarhause eine Person, die ihnen
mitteilte, der Nachbar sei soeben seiner Krankheit erlegen.

Beide Fälle haben ein Gemeinsames. Täuscht mich nämlich meine
Vermutung nicht, daß die Erscheinung in meiner Dortmunder Wohnung
von mir ausging, so ward in beiden Fällen der Doppelgänger wahrgenommen
, als das Leben des betreffenden Individuums bedroht war. Bei
mir war dieser Zustand vorübergehend, bei dem Manne im zweiten Beispiele
trat tatsächlich der Tod ein. Wenn nun die Ansicht des Herrn
Generaloberarztes Dr. Neumann zu Recht bestände, daß die Seele und
also auch das Bewußtsein nur ein Korrelat der Gehirn- oder Nerven-


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