Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 356
(PDF, 131 MB)
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liegen. Insofern hat sich ein arger Mißgriff herausgestellt, als die Selbstmörderin
Müller davon gesprochen hat, „der Aspekt sei abgelaufen". Dies
zeigt, wiederum, wie überaus gefährlich Astrologie und Handlesekunst
werden kann, wenn man Laien gegenüber nicht sehr vorsichtig ist, auch
in dem Falle, wo diese beides selbst erlernen. Es ist unwahr, daß Handlinien
oder Aspekte zwingen müssen. Der Verfasser hat hunderte von
Beweisen davon. Sonst mögen die Gründe der Hedwig Müller als eines
vereinsamten 35jährigen Mädchens vielfacher Art gewesen sein; aber
der Vorwurf, „der Aspekt ist abgelaufen" bleibt an dem Okkultismus
haften.

Schritte in der Nacht.

Von Ludmilla Heymer-Rehren.

In der Tiefe des Gartens unter Bäumen schläft das Haus.

Der gerade Gartenweg führt zur Straße hinaus, die im Mondschein
schneeweiß leuchtet. Die Schatten der Pappeln werfen sich schwarz und
schwer darüber, wie Balken. Am Ende der Straße liegt, wie eine dicht
zusammengeschobene Masse, das Städtchen mit den zwei scharf in den
dunkelblauen Nachthimmel stechenden Spitzen der beiden Kirchtürme.
Das kleine Haus mit dem mondbeglänzten Giebel steht ganz einsam, dicht
umtuscht von dem stillen Garten und umwebt vom sommerlichen Dufte
der Eosen, weißer feierlicher Lilien und des reifen Beerenobstes. Ein
Einsamer hatte es für sich gebaut. Er war gestorben — noch nicht
lange war es her — und jetzt wohne ich in dem Hause.

Länge hatte ich an diesem Abend im Garten gesessen, zum Städtchen
hingesehen und an ihn gedacht. Ich weiß nicht, in welchem Zimmer
er gestorben ist; vielleicht in demselben, in dem ich jetzt liege. Das hat
m?ch nie gestört. Gut soll er gewesen sein, aber still und verschlossen,
mit Augen, wie ein Mensch sie hat, der viel Leid gesehen hat und das
Leid anderer zu sehen versteht.

Ich liege und will schlafen, aber der Mond ist so hell, die Nacht
so warm und die Gardinen sind so dünn. Kein Laut als leises Baumrauschen
. Auf dem Fußboden liegt das Mondlicht in silbernen Stücken*
Ich richte mich auf und sehe durch den Spitzenvorhang hinaus. Der
blasse Silbermond hat sich zu Gold gewandelt und schwebt gerade vor
der Mitte der Scheibe.

Ich wende ihm den Kücken und schließe die Augen. Aber der
Schlaf kommt nicht. Nur ein ganz leichtes, verworrenes Träumen von
Lilien, Bosen und Eeseden unter dunklen Baumkronen. Doch endlich
will der Traum die Brücke werden vom Zeitlichen ins Zeitlose...

Da fahre ich auf. Erschreckt und verstört lausche ich in die


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