Freiburger historische Bestände - digital

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würde sich es wohl zeigen, daß man sich etwas ganz anderes seither vorgestellt
hat über sein liebes Ich, als sich ergeben würde.

Der Hellseher, der irgend eine frühere Inkarnation erforschen will, müßte
also zunächst durchaus informiert sein über die grundsätzliche Metamorphose,
die man als Mensch zwischen zwei Erdenleben durchmacht. Aus den zahlreichen
Arbeiten gewisser Berufs-,, Karmaforscher", die ich mit viel Fleiß
studiert und mit reinster Unvoreingenommenheit auf mich wirken ließ,
wobei ich im besonderen auch das las, was diese Leute uns sonst noch
sagen zu müssen glauben, mußte ich aber die Überzeugung gewinnen, daß
ihnen die übersinnliche Welt ein verschlossenes Gebiet ist und daß sie
allenfalls durch die in den Grenzgebieten zwischen gewöhnlicher sinnlicher Welt
und allernächst darüberJiegenden Ebenen lebenden ziemlich niedrigen „Geist"-
wesen einfach genarrt werden. Die „Kannaforscher", die ich kennen lernte,
gaben sich mir durchweg nur als vollgepfropft mit allen möglichen materialistisch
empfundenen Spiritualismen und allenfalls einem Sammelsurium von
Bücherweisheit. Aus den Folgerungen, die man aus ihren literarischen
Äußerungen ziehen kann, ergibt sich aber, daß die Impressionen, die sie
geben, ganz und gar nicht aus einer individuell empfindsamen Seele stammen
und daß ihre Prognosen demnach uns täuschen müssen, wenn sie geglaubt
werden.

Der Seher muß vor allen Dingen, wenn er in die geistige Welt eintaucht
, um sich irgendwelche Impressionen zu holen, sei es für seine eigene
Person oder — was noch viel größere Gewissenhaftigkeit voraussetzt —
für irgendwelche ihm völlig gleichgültige Leute, da muß er vor allen Dingen
seine ganze eigene Selbständigkeit bewahren, und er darf ganz und
gar nicht sich der medialen Methode bedienen Die Inspiration durch
direkte höhere Führung, von denen in den Reklamezetteln die Rede ist
und auf die wir uns gegenüber dem „Karmaforscher" verlassen sollen, muß
als unzureichend abgelehnt werden.

Einem anderen „Kannaforscher" zufolge war ich vor etwa 400 Jahren
ein gelehrter Puritaner und als solcher zugleich der literarische Bearbeiter
des trojanischen Krieges, im besonderen dabei des Agamemnon. Die Zeit
dieser „Inkarnation" fällt zeitlich etwa in meine „Schauspielererkörperung.
Mit einer Anzahl von Leuten — darunter der „Karmaforscher" selber —
sollte ich damals große soziale Taten getan haben. Dinge also, die dem
Wesen des Begründers der britischen Episkopal- oder bischöflichen Hochkirche
recht unangenehm in die Ohren klingen mußten, denn Heinrich VI IL
(also ich selbst) ging ja den Puritanern zuleibe. Ich frage mich, ob ich
zur selben Zeit ein Wiederbeleber der von mir selbst als obersten Regenten
meiner Kirche eingerichteten Mysterien (wenn auch nur auf den „Brettern,
die die Welt bedeuten") sein kann und zugleich ein Gegner dieser hierar-
chisch-papstfeindlich-katholisierenden Bestrebungen.