Freiburger historische Bestände - digital

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Büchse, in welche er, von Eifersucht geplagt, das tückische Blei geladen.
Und sie war doch eine weiße Taube gewesen, seine Agathe. Das Zuchthaus
verließ er als ein gebrochener Mann, erst kam der Wein und dann
kam der Schnaps. Vergessen! Vergessen! Ach, wenn er das könnte.
Seine nervösen Hände fahren zittrig durch das dünne Haar, die Gesichtsfalten
werden tiefer und tiefer, und ein Wehgefühl preßt seine blutlosen
Lippen zusammen.

Er denkt an das Einst und an das Jetzt.

Damals spielte er den Max und jetzt soll ;er das Scheusal in der
Wolfsschlucht geben. Und wenn es nur das wäre. Er denkt an die unmögliche
Dekoration, welche der Direktor zurechtgemacht hat. Damals
der elektrische Totenkopf, aus dessen Augenhöhlen Funken knisterten und
sprühten, und heute ein ausgehöhlter Kürbis, in welchem als Ersatz ein
Licht brennt.

Und dann der Samiel, dieser lächerliche Samiel, welchen die dickbäuchige
Frau Direktorin darstellt, mit dem alten, verschabten .Um-
schlagetuch, das um ihre, ach, so üppige Büste sund Schultern wallt.
Und er muß lachen.

„Samiel, hilf", entschlüpft es unbewußt seinen Lippen. Und noch
weiter dreht sich die Walze seiner Gedanken zurück, und die Gestalt
seines Großvaters steigt aus ihrem Grabe heraus, jenes Vorfahren, den
man eines Morgens tot im Walde liegend auffand, auf einem Kreuzwege,
neben einem Kreise, der mit allerhand sonderbaren Zeichnungen bedeckt
war. Die Leute munkelten damals vielerlei, und es war nichts Gutes,
das sie von dem Manne sagten.

Im Gedächtnisse des Mimen schlägt sich ein Buch auf: „Doctoris
Johannis Fausti Höllenzwang", das der Knabe in Großvaters Komode
fand. Ein Zeichen erscheint vor seinen Augen und ein Spruch:

Ohne Kreis lies mich nicht laut,

Sonst bin ich dir gefährlich.

Der Geist dringt dir auf deine Haut,

So du nicht bist bewährlich

Und mußt ergeben dich,

Wenn er dich blos tut finden,

Läßt nicht abweisen sich,

Dich mit ihm zu verbinden. (Original Dr. Faustus.)

„Samiel, hilf", schnurrt die Walze, im Kopfe des Komödianten, und
seine A ugen erblicken ein Stück Kreide, das plötzlich vor ihm auf dem
Tische liegt.

Wie kommt die Kreide nur hierher? Der Wirt wird damit eine
Zeche auf der Tischplatte berechnet haben, denkt sich der Mime,
und wie einem Zwange gehorchend zeichnet er die verschlungenen Linien
ab, die sich mit einem Male wie Schlangen vor seinen Augen winden.