Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 440
(PDF, 131 MB)
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— 440

Zeit herum die meisten „Rückerinnerungen" an frühere Daseinsformen
zur Aeußerung gelangen, zu einer mehr oder weniger klaren (Aeußerung.
In diesem Zeitabschnitt erfolgt die erste Auseinandersetzung zwischen
der Innen- und Umwelt in klareren Formen; von diesem Zeitpunkt ab
aber wird durch das „Verständigungsmitter, die Sprache, das Vorstellungsleben
des Erwachsenen dem Kinde näher gebracht.1) Das Kind
wird „ernst" genommen. Es beginnt die erste „Lehrzeit", das Kind
„lernt" jetzt schauen, nicht mit seinen Augen, sondern mit den [Augen
anderer, das Kind lernt „überlegen", es lernt denken. Zwar ist dieses
Denken traumhaft, unbestimmt mehr, und dieser Prozeß, der aus dem
„sympathischen" Unterbewußtsein heraus genährt wird, ist — gehirngedanklich
— unbeholfen. Da er keine Hilfe, keine verstehende Hilfe
findet, wird er verdrängt, aufgelöst durch die „fertigen Vorstellungen"
der Erwachsenen, die freilich auf die unermüdlichen, oft geradezu frappierend
bedeutsamen Fragen „altkluger" Kinder höchst ungenügende Antworten
finden. Wer die bohrenden Fragen dieser Kinder (in einer
Altersstufe, die sich um das vierte Lebensjahr herumgruppiert) mit dem
leider zu oft üblichen: „Frag nicht so dumm!" beantwortet, sündigt an
der Entwicklung des Menschen. Wir impfen unseren Kindern als ein
„Kulturgift" unsere Vorstellungen ein und lähmen damit — wenn ich
mich schlagwortartig so ausdrücken kann — den „geistigen" Sympathikus
! Die Lotosblüten, die bereits offen waren, verschließen sich; die Äußerungen
der Kinder assimilieren sich denen der Erwachsenen. Zumeist
erst in der wiederum vierten Siebenerperiode menschlicher Entwicklung
entsteht ein neuer Impuls für jetzt willensstarke und mehr
zielbewußte und selbständige Erschließung der Weltengeheimnisse und
für eine Überwindung von durch Erziehung und Unterricht herangetragenen
artfremden Vorstellungen.

Das Kind lernt sich in die Umwelt hineinzufinden, gleichzeitig
aber verlernt es meist — bei unserer heutigen Erziehungsmethode —,
auf die Stimmen im Innern zu horchen. Das Individuum, das sich in
dem heranwachsenden Menschen offenbart — physisch, seelisch und geistig
—, dieses Individuum, dessen Wirkungsbereich sich in die unterbewußten
und metaphsischen Kegionen weit hineinerstreckt, verliert in
der Regel die Herrschaft über die Gehirnorgel, die es doch selbst erst
erbaut hat. Es zerrt gleichsam vergeblich an den Registern des Hirns,
um sich mitzuteilen der Persönlichkeit, die in gewissem Sinne nur ein
begrenzter, stetig wechselnder Abschnitt des totalen. Individuums ist.

So bleibt in der Regel nur ein Ahnen, ein traumhaftes Dämmern;

l) Die Vorbereitungszeit fangt natürlich weit eher an, aber die fruchtbarste
und darum äußerst wichtige Periode in der kindlichen Entwicklung ist das "Übergangsstadium
im vierten Lebensjahre.


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