Freiburger historische Bestände - digital

sächlich in unserer Macht liegt, an Stelle der Leidenschaften Ruhe und
Frohsinn zu setzen, statt Schwäche Kraft, statt Krankheit Gesundheit,
statt Mißerfolg Erfolg zu bewirken. Man befasse sich nicht lange mit
dem Zustand, der beseitigt werden soll, sondern behaupte in Gedanken,
die erwünschte Eigenschaft bereits zu besitzen, und handle gerade so, als
ob man sich schon im Besitze derselben befände. Hier möchte ich noch
einen besonders guten Rat geben.

Ich kenne ein wirksames Kraut, das mit unfehlbarer Sicherheit über
die hier in Betracht kommenden Zustände hinweghilft, aber man muß
es zur rechten Zeit und in genügend starker Dosis zur Anwendung bringen.
Dieses Kraut ist ein wahrer Lebensbalsam, es wirkt ungemein erfrischend
auf unser Gemüt, unseren Körper, ja sogar auf unsere Umgebung. Hat
man die Wirkung dieses Krautes einmal erprobt, dann will man es nicht
mehr missen, ja es zwingt uns der Selbsterhaltungstrieb, diese Zauberpflanze
zu kultivieren und ihr eine ganz besondere Pflege angedeihen zu
lassen. In manchen Gärten wächst dieses wertvolle Kraut wild und
bringt dem Besitzer ungeahnte Vorteile, da es ihn alles in der freudigsten
und hoffnungsvollsten Stimmung erblicken läßt, es kann aber auch künstlich
gezogen werden, und sobald es einmal genügend Wurzel gefaßt hat,
läßt es sich durch blitzartiges Aufschießen des Unkrautes in seinem
Wachstum nicht mehr behindern, ja gerade in diesem Falle zeigt es seine
Zauberkraft am stärksten, und manches plötzlich aufsprossende Unkraut
liegt schon in der nächsten Sekunde verdorrt am Boden. Hat sich diese
wertvolle Pflanze genügend entwickelt, dann vermag das Unkraut überhaupt
keine Wurzeln mehr zu fassen, selbst wenn die Samen hageldicht
auf den Garten niederprasseln sollten. Trägt dann ein Lufthauch die erfrischenden
Düfte dieser Pflanze in den Nachbargarten, so muß auch
dort das Unkraut verdorren.

Wir alle können dieses Kraut pflanzen, bei dem einen gedeiht es
langsam, bei dem anderen schnell, je nach der Qualität des Bodens. Nach
einer bestimmten Zeit jedoch gedeiht es auch im ungeeignetsten Boden,
nur darf man es in der Zeit der ersten Entwickelung nicht vernachlässigen
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Dieses Zauberkraut heißt: „Humor". Kultiviere es, indem du versuchst
, alles, was dir im Leben begegnet, von der heiteren Seite aufzufassen
. Wenn etwas Unangenehmes an dich herantritt, dann sage: „Ich
habe weder Zeit noch Lust, mich mit dir herumzubalgen, fort mit dir in
die Rumpelkammer, dort mögen dich Rost und Motten fressen, ich aber
will mich des Lebens freuen und jeden unangenehmen Eindruck von
meinem Gemüte fernhalten. Seit ich zum Wächter meiner Gedanken
geworden bin, lasse ich nur mehr gute Eindrücke auf mein Gemüt wirken."
Wenn du so sprichst, dir das Gespräch fest einprägst und