Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 472
(PDF, 131 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1921/0476
— 472 —

die Produkte der amerikanischen Industrie arg verteuert. Dafür die folgenden
Mitteilungen:

In Deutschland betreiben verschiedene Delegationen amerikanischer Universitäten
ihre Geschäfte — hauptsächlich aber die der „Oriental Universitär
Washington" —, die jedem, der die notigen Mittel dazu hat, den (amerikanischen)
„Dr.-Titel" und bei entsprechend höherer Honorierung den „Prof.-Titel" „verleihen
".

Die Vertreter dieser Delegationen (ich kenne verschiedene, die deutsche
Volks- und Mittelschulen besuchten und noch nicht einmal im Besitz des Einjährigen
-Scheines sind) inserieren unter Chiffre, daß sie zum Erwerb des Dr.-Titels
verhelfen, oder sie meiden sich auf Inserate, die Vorbereiter, Einpauker usw.
suchen.

Sehr schnell hat es dann der Herr Delegierte, ohne vorher seine Hülle zu
lüften, heraus, ober es mit einem Kandidaten, der auf rechtmäßige Art und Weise
seinen Doktor bauen will, oder mit „seinem Mann" zu tun hat, der als Kaufmann,
Pseudogelehrter, Schieber usw. das Titelchen zu seinem Dekorum gebraucht und
auch finanziell in der Lage ist, seinen Obolus zu entrichten. — Je nach Bedarf
ist da greifbar auf Lager: der Dr. med., D. D. S., jur., phil., ing., math., choreogr.,
journ. usw. Herz, was begehrst du noch mehr?

Der Spaß kostet nur (je nach der Valuta!) 20—80000 Mk., indes soll es
Delegationen geben, die es billiger machen. Und hat man es besonders üppig
(man braucht aber nicht einmal richtig schreiben zu können), dann wird man
Dr. h. c. oder ehrenhalber. Das kostet einen Aufschlag von 75 Prozent. Tatsächlich
finden sich in der Republik (es gibt ja keine Orden mehr!) so viele
dieser Kandidaten, daß diese Delegationen alle Hände voll zu tun haben und
die Herren Vertreter herrlich und in Freuden leben.

Also der Herr Delegierte erklärt dem Betreffenden, ihm innerhalb von vier
Wochen den Dr. zu verschaffen. Wenn es besonders eilig ist, geht es sogar halb
„so langsam", doch kostet es dementsprechend mehr (für Kabelkosten!). Wenn
der Bewerber nicht ganz ungebildet ist, kann er Geld sparen, indem er seinen
Doktoraufsatz über ein ihm gerade gelegenes Thema selber macht ; sonst nimmt
ihm auch der Herr Vertreter diese lediglich „formelle Sache" ab. Geprüft wird
die Arbeit von dem Oberdelegierten, der sie — wie man mir versicherte — stets
mit „ausgezeichnet" (excellent) zensiert.

Die Hälfte des je nach Fall vereinbarten „Honorars" wird im voraus entrichtet
, dann erhält der Glückliche ein „Probediplom" und nach kurzerZeit und
Erstattung der Restsumme das „Urdiplom" mit ungezählten Stempeln und Siegeln.

Ob die deutschen Behörden — die jedenfalls die Geschäftsusancen dieser
„Doktorenfabriken" nicht kennen — die Erlaubnis zur privaten Führung dieses
Titels erteilen, ist mir unbekannt, wird aber von den Delegierten behauptet.

Dr. Wolf Günther.

Deutschland steht mit dem Okkultismus, im Gegensatz zu andern Ländern,
noch im Hintergrunde, doch ist anzunehmen, daß unsere Forscher durch ihre,
ihnen eigene Gründlichkeit auch auf diesem Gebiet bald einem hervorragenden
Platz einnehmen werden. Aber der Scharlatanismus erschwert und behindert
jedes Vorwärtsstreben. Der Hang nach Geheimnis vollem, Neugierde, Aberglauben
treibt Leichtgläubige und Unaufgeklärte in Scharen zu sogenannten Hellsehern,
Propheten, Spiritisten und bringt sie auf Irrwege.

In der Heiligen Schrift waren die Seher und Propheten Erleuchtete Gottes.
Auch heute gibt es wahre Seher durch innige Vertiefung in sich selbst und in


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