Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 492
(PDF, 131 MB)
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aber es fehlt die Kontrolle, die eigene oder die eines Beobachters. So
verschwimmt meist alles. Das, was wir beim Aufwachen hinübernehmen
in unser Tagesbewußtsein, ist ja meist nur ein Phantasma, das sich schnell
verwischt. Daß sich außer diesen Phantasmen, in die erst das klare
Bewußtsein Ordnung hineinbringen; muß, auch andere sehr ernst zu nehmende
Wahrnehmungs- und Denkprozesse im Traumschlaf einstellen können
, beweisen die noch viel zu wenig erforschten Wahrträume, von denen
Dr. Lomer eine vorzügliche und allgemeinverständliche Darstellung gegeben
hat.

Die methodische Eückwandlung des Gedächtnisses ist bei den ungemein
verwirrenden Tageseindrücken ohne besondere langandaue^nde Isolierung
und entsprechende Lebensführung, die für den geschäftigen und
intellektuell orientierten Europäer weit schwieriger ist als für den Asiaten,
willkürlich schwer zu erreichen.

Unwillkürlich tritt eine kontinuierliche Umkehrung des Gedächtnisses
häufig ein. Sie erstreckt sich meist nur auf einzelne Perioden
des gegenwärtigen Lebens, die in allen, auch den detailliertesten
Einzelheiten reprojiziert werden, mitunter auf das gesamte Leben. Im
Verlaufe von Sekunden können diese grandiosen Lebensfilme aufgerollt
werden. Die Ursache ist meist eine heftige Erschütterung des Seelenlebens
durch das Eintreten eines unabwendbaren Ereignisses. Ob dieses
Ereignis real oder ideal ist, ist dabei gleichgültig. In diesen Momenten,,
wo jede willkürliche Handlung gelähmt ist, wo wir gleichsam vor dem
Nichts stehen, in der Gewißheit, in einen namenlosen Abgrund zu versinken
, werden gleichsam von einem höheren Ich in uns in einem wahnsinnigen
Tempo, für das unsere Zeiteinheit versagt, die Tage unseres
Lebens, die mit ihren wechselvollen Bildern in die Schlünde des Vergessens
untertauchten, herausgehetzt und vorbeigetrieben und die Bildungskraft
wirkt hier an Idealem in ungeheurer Steigerung.

Ein typischer Fall ist der des Admiral Beaufort, der im „Journal
de medicine de Paris" von J. Bouvery angeführt wurde. Dieser Admijral
wurde einst vom Tode des Ertrinkens gerettet. Er e|rinnerte sich innerhalb
einer zwar nicht feststellbaren, aber nach analogen Fällen auf
Bruchteile unserer Zeiteinheit anzunehmenden Zeit (zwei Minuten nach
seinem Fall ins Wasser wurde er bereits herausgezogen) an sein gesamtes
verflossenes Leben in regressiver Reihenfolge.

„Jeder Zwischenfall meines Lebens", gab er später an, „tauchte plötzlich
vor mir auf, nicht wie eine leichte Skizze, sondern mit den Einzelheiten
eines vollendeten Bildes. Mit anderen Worten: meine ganze
Existenz ging in einer Art Panorama an mir vorbei, jede Tatsache mit
ihrer moralischen Würdigung oder den Reflexionen über Ursache und*
Wirkungen. Kleine Ereignisse ohne Folgen, seit langem vergessen.


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