Freiburger historische Bestände - digital

— 565 —

mit Hilfe des siderischen Pendels (rotierende Wünschelrute) das Geheimnis
erschloß, das zugleich einen neuen, weiten Ausblick für die psychologische
Forschung eröffnet.

Bei meinen weiteren Versuchen mit Maikäfern auf den Farbentafeln
ergab sich, daß durchaus nicht alle Tiere vor der roten Farbe zurückschreckten
, und bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß lediglich
die männlichen Tiere das Rot mieden, die weiblichen davon aber unberührt
blieben.

Dieser Entdeckung nachgehend, beobachtete ich das gleiche ruhige
Verhalten der roten Farbe gegenüber auch bei T r u t h e n n e n , Hü h n e r n ,
Kühen usw. D i e ro t e F a r b e wirk t a 1 s o n u r auf die männlichen
Tiere aufreizend, nicht auf die weiblichen.

Hier möchte ich noch einer Volkssitte Erwähnung tun, die scheinbar
nicht hierher gehört, — es liegt aber in den alten Bräuchen ein tiefer
Sinn. Es ist der Brauch, bei Säuglingen ein kleines Mädchen mit roten,
die kleinen Knaben mit blauen Bändchen zu schmücken, und ich entsinne
mich aus meiner Kinderzeit sehr wohl, daß eine alte Kinderfrau einmal
sagte, wenn man kleinen Knaben rote Bändchen umbinde, so bringe;
ihnen das Krankheit und Unheil. Liegt diesem Brauch ein uraltes, verloren
gegangenes Wissen zugrunde oder nur ein instinktives Handeln?

Nun beobachten wir über den verschiedenen Farben des Spektrums
von blau bis rot ganz verschiedene Pendelschwingungen: blau zeigt die
reine Nord Süd-Ellipse, also die weibliche Pendelschwingung. Je
mehr wir uns, den Spektralfarben der Reihe nach folgend, dem Rot nähern,
desto mehr erweitert sich die Ellipse zum Kreis, bis wir über dem 'satten
Rot die volle, reine Kreisschwingung, also die männliche Pendelschwingung
haben.

\ Nun ist es eine dem Tierbändiger bekannte Tatsache, die er
beachten muß, daß der Mann ungefährdet nur mit weiblichen
Tierm, die Frau ungefährdet nur mit männlichen Tieren operieren
kann, der Mann die männlichen Tiere ungleich schwerer zu bändigen
und in Gewalt zu halten imstande ist, und umgekehrt. Es handelt sich hier
um die psychologisch bekannte Kreuzung der Geschlechter.

Da nun, wie gesagt, der Pendel über der roten Farbe die männliche
Kreisschwingung zeigt, so liegt der roten Farbe also sozusagen der
Rhythmus der Schwingungen, die gleiche Lebensbewegung wie dem
männlichen Tier zugrunde, mit anderen Worten geschlechtliche
Gleichheit, die sich nicht anzieht, sondern abstößt. Folglich muß die
rote Farbe n a t u r g e in ä ß , einem ehernen Naturgesetz zufolge, das
männliche Tier abstoßen oder bis ins Innerste erregen, während sich das
weibliche Tier der geschlechtlich entgegengesetzten Farbe geffenüber zum
mindesten ganz gleichgiltig verhält,