Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 15
(PDF, 129 MB)
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sichtslos alle Bande zu zerreißen, die uns an diese Welt knüpfen, hinaus-
zuwandern in die Heimatlosigkeit, von Eltern, Weib und Kind zu lassen, ja
allmählich sogar alles Denken aufzugeben, das sich mit dieser Welt befaßt
, Ähnliciies verlangt bekanntlich auch der Christus. Ich brauche die
bezüglichen Stellen wohl nicht anzuführen.

Was der „Auferstehungsleib", der Buddhileib, bedeutet, läßt sich
vielleicht auch aus den Worten des Christus erkennen: „Lasset die Toten
die Toten begraben!" Wer sind in diesem Zusammenhange die Toten?
Doch wohl nur die große Masse der Menschen, die nur den Triebleib, aber
noch nicht den Auf erstehungsleib in sich entwickelt hat. Gewisse mystische
Schulen in Indien erklären, der Buddhileib sei noch nicht das Höchste in
uns, sondern kennen darüber hinaus noch den A t ni a.

Sollte sich dieser Gedanke nicht auch in den Worten spiegeln, denen
wir so oft in den Evangelien begegnen: „Ich und der Vater sind eins"?
Setzen wir den Vater = Atma und den Christus = Buddhi. so erscheinen
uns vielleicht so manche unverständliche Stellen in den Evangelien
in einem anderen, höheren Lichte. Auch das Nirvana spielt hier einigermaßen
herein. Nirvana (Buddho nennt es Nibbanam) ist nichts weiter
als Erlöschen, das Erlöschen des brennenden Durstes nach Genuß, das
Entschwinden der Triebe, anders ausgedrückt, das Aufhören von Gier>
Haß und Wahn, aus denen sich der Triebleib sozusagen zusammensetzt*

Nibbanam erfuhr im Laufe der Entwicklung des Buddhismus eine
sehr verschiedene Auslegung: in den Lehrreden des Buddho und damit im
südlichen Buddhismus eine zeitliche, d. h. für diesen Kreis von Eekennern
(bei uns heute von Dr. Dahlke vertreten!) bedeutet Nibbanam Erlöschen
des Bewußtseins für immer. „Nie wieder bewußtes Dasein besitzen",
„Restloses Verschwinden für alle Zeiten und alle Welten". Eine zweite
Auffassung des Nibbanam ist die als eines Zustandes, eines zeit- und[
raumlosen Verharrens in ewiger Ruhe mit dem seligen Vollbewußtsein
dieses Zustandes. Eine dritte Auslegung ist endlich die räumliche, wonach
Nrübanam eine Art Überhimmel wäre. Als Stütze hierfür,sucht man
unter anderem auch jenes berühmte achte Udanam herbeizuziehen, dann
einige Aussprüche über den todlosen Zustand (amatam) usw.

Die wirkliche Auffassung des Buddho läßt sich vielleicht aus der
ersten der mittellangen Lehrreden (Madschimanikayo) ahnen, wenn er
sagt, daß sich der echte Jünger um Nibbanam nicht kümmert, sich keine
Gedanken, darüber macht, sich darüber nicht freut, es nicht erwartet usw.
Dürfte das nicht so viel heißen als: „Euer ganzes Bestreben sei nur darauf
gerichtet, das von euch zu entfernen, was das Triebleben fördert, des
„Durstes nach Genuß", der immer nur Leid bereitet. In diesem Triebleib
ist kein Atta (Atma) zu finden, nur Gier, Haß, Wahn, sonst nichts, nichts
Wesenhaftes, weil der Trieb nur ein Streben ist, den Genuß, das Ange-


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