Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 19
(PDF, 129 MB)
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Menschen gemacht werden vor einer tiefgründigen Forschung nach den
eigentlichen Geheimnissen der Menschenseele, und da werden die „Karten
" nun so gelegt, als ob nur Grauen und Schrecken heraufsteige aus
Kabbalistik, Gnosis, Manichäertum u. dgl., weil ja ein wirkliches Wissen
über diese Dinge die Macht des Papsttums verringern könnte. Jesuitisches
Weltherrschaftsstreben geht ja jetzt wieder mit Siebmeilenstiefeln
durch die Welt. Geht doch das Bestreben dahin, eine interparlamentarische
Entente zwischen den klerikalen Parteien aller Staaten der Erde zu
schalten, um „ihrem Einfluß in einer den Grundsätzen des Christentums
entsprechenden Weise größeren Nachdruck zu verleihen . . ." Um nun
vorzubeugen, daß vielleicht doch eine konsequente Anwendung von „Kar-
ma", „Reinkarnation", „Katharsis", „siebengliedriger Mensch ennatur",
„geistiger Freimaurerei", „okkulter Medizin" und gesunder Philosophie
auf das tägliche, praktische Leben eintreten könnte, darum
muß Pfr. Kully Glaubensstreiter allenthalben um sich scharen und
in allerheftigster Weise wider Theosophie und anthroposophische Geistes-
schuhmg eine einem Priester so gar nicht anstehende Sprache führen. Rein
äußerlich betrachtet richtet sich seine harte Streitschrift im besonderen
gegen Dr. Rudolf Steiner. Wenn man aber seine Augen öffnet, erkennt
man, daß Pfarrer Kully nur Diener ist und sein will einer von Rom
ausgehenden systematischen Erdrosselung des gesamten Okkultismus; eines
Erdrosselungssystems allen göttlichen Wahrheitsbestrebungen gegenüber,
wie solches schon zu Zeiten des geraden und kernhaften Erzbischofs
von Mainz: Hrabanus Magnentius Maurus (im Zeitalter Karls des Großen
und Ludwigs des Deutschen) geltend gemacht wurde. Hrabanus
Maurus versuchte mit allen ihm zu Gebote stehenden kirchlichen Mitteln,
die „deutsche Kirche" vor den damals schon so verderblichen, verfinsternden
römischen Einflüssen zu bewahren — und wie es seitdem durch alle
Zeitalter hindurchgetragen worden ist.

Der maßlos einsetzende Kampf wider Rudolf Steiner, den wir jetzt
überall entbrennen sehen, ist seines letzten und wahren Ursprunges nach
zwei Quellen entsprungen: aus dem.aus angelsächsisch-romanischem Geiste
gespeisten Okkultismus einerseits und aus 'dem die Zwietracht in der
Menschheit säenden Jesuitismus anderseits. Der westliche Okkultismus,
der in deutschspreclienden Ländern eine ungeheure Schule gemacht hat
— nur Wenige unter uns Okkultisten machen sich eine wirklich klare
Vorstellung davon —-, sieht in Rudolf Steiner seinen natürlichen Feind
deshalb, weil Steiner die Palme der Wahrheit so hoch erhebt, daß sie
eigentlich von aller Welt gesehen werden und ihrem wahren Wesen nach
erkannt werden müßte. Der westliche Okkultismus offenbart aber
nicht zuletzt weithegemonistische Tendenz, und zudem ist er in den
seichtesten Materialismus hinein verwachsen. Das kann man freilich

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