Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 44
(PDF, 129 MB)
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Schwester glaubten, sie sei närrisch, sie aber versicherte ihnen, sie würden bald
hinter die Bettvorhänge kriechen, wenn die Ratsherren kommen würden, ihnen
wegen dem Vater, der heute zum Syndikus erwählt werde, zu gratulieren. Da
nun die Schwestern sie noch wegen ihrer Leichtgläubigkeit verlachten, sah sie
vom hohen Sitz am Fenster den Vater im stattlichen Gefolge vieler Ratsherren
daherkommen. „Versteckt euch", rief sie, „dort kommt er, und alle Ratsherren mit."
Keine wollte es glauben, bis eine nach der anderen den unfrisierten Kopf zum
Fenster hinaussteckte und die feierliche Prozession daherkommen sah. Da liefen
alle davon und ließen Goethes Mutter allein im Zimmer, um sie zu empfangen.

Diese Traumgabe schien sich auf die eine Schwester fortgeerbt zu haben.
Denn gleich nach des Vaters Tode, da man in Verlegenheit war, das Testament
zu finden, träumte ihr, es sei zwischen zwei Brettchen im Pult des Vaters zu
finden, die durch ein geheimes Schloß verbunden wären; man untersuchte das
Pult und fand alles richtig. Goethes Mutter aber hatte das Tarent nicht; sie
meinte, es komme von ihrer heiteren, sorglosen Stimmung und ihrer großen Zuversicht
zu allem Guten. Gerade dies mag wohl ihre prophetische Gabe gewesen
sein, denn sie sagte selbst, daß sie in dieser Beziehung sich nie getäuscht habe.

Goethes Großmutter kam einst um Mitternacht in die Schlafstube der Töchter
und blieb da bis zum Morgen, weil ihr etwas begegnet war, was sie vor Augen
sich nicht zu sagen getraute. Am anderen Morgen erzählte sie, daß etwas im
Zimmer gerasselt habe wie Papier. In der Meinung, das Fenster sei offen und
der Wind jage die Papiere von des Vaters Schreibpult im anstoßenden Studienzimmer
umher, sei sie aufgestanden, aber die Fenster seinen geschlossen gewesen.
Da sie wieder im Bette lag, rauschte es näher heran mit ängstlichem Zusammenknittern
von Papier, endlich seufzte es tief auf, und noch einmal dicht an ihrem
Angesicht, daß es sie kalt anwehte; darauf ist sie vor Angst zu den Kindern
gelaufen. Kurz darauf ließ sich ein Fremder melden; da dieser nun auf die
Hausfrau zuging und ein ganz zerknittertes Papier ihr darreichte, wandelte sie
eine Ohnmacht an. Ein Freund von ihr, der in jeder Nacht seinen herannahenden
Tod gefühlt, hatte nach Papier verlangt, um der Freundin in einer wichtigen Angelegenheit
zu schreiben. Aber noch ehe er fertig war, hatte er, vom Todeskrampf
ergriffen, das Papier gepackt, zerknittert und damit auf der Bettdecke
hin- und hergefahren, endlich zweimal tief aufgeseufzt, und dann war er verschieden
. Obschon nun das, was auf dem Papiere geschrieben war, nichts Entscheidendes
besagte, so konnte sich die Freundin doch vorstellen, was seine letzte
Bitte gewesen. Goethes edler Großvater nahm sich einer kleinen Waise jenes
Freundes, die keine rechtlichen Ansprüche an sein Erbe hatte, an, ward ihr Vormund
, legte eine Summe aus eigenen Mitteln für sie an, die Goethes Großmutter
mit mancher kleinen Ersparnis mehrte. <f

Seit diesem Augenblicke verschmähte Goethes Mutter keine Vorbedeutungen
noch Ähnliches; sie sagte: „Wenn man es auch nicht glaubt, so soll man es auch
nicht leugnen oder gar verachten, das Herz werde durch dergleichen tief gerührt."

(Nach der Mitteilung von Bettina von Arnim.)

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Vereinsnach r ichten.



















Für den Zusammenschluß von Okkultisten in Breslau und Umgegend wird
auf die Deutsche Okkulte Loge, Breslau, verwiesen. Diese hält monatlich zweimal


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