Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 107
(PDF, 129 MB)
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bruch einer Menschenseele im „Tannhäuser" schildert: auch der Besucher
der Hörseiberge ist vom Papste ewig verdammt , . .

(Fortsetzung folgt.)

Selbstmord und Jenseits.

Von Fritz L a n g n e r.

In einem vielleicht noch nie beobachteten Maße schwillt die Zahl
der Selbstmorde an, ja in einem solchen Umfange, daß die Polizei vielerorts
davon Abstand nimmt, Kalle, Fälle zu veröffentlichen. Wie eine
geistige Seuche ist der Selbstmordgedanke bei einem Geschlecht verbreitet
, das in den letzten Zeiten in besonderem Maße Leid und Eletid
durchgeikostet hat und vielfach jetzt noch schwerer als je kämpft. Zu
den materiellen Leiden gesellen sich feinere, rein geistige, verbunden
in jeder nur möglichen Kombination mit den äußeren Entbehrungen und
Qualen, meist dem enttäuschten Streben nach Glück. Der Krieg hat
viele Begriffe, die früher einmal ziemlich feste Gestalt gehabt hatten,
verwirrt. Er hat die meisten von uns gewöhnt (an die Tatsache des
plötzlichen gewaltsamen Hinscheidens nahe und fernstehender Menschen,
er hat uns den Tod unter den damals gegebenen Umständen als etwafc
Heldenhaftes gepredigt — eingehämmert durch tagtägliche schriftliche
und mündliche Suggestionen — ja sogar die fürchterlichsten Massenmorde
waren Ehrentaten zum Euhme und Glücke des Vaterlandes. ^Es
soll hier nichts gegen den Krieg an sich gesagt werden, ob er kulturnotwendig
, berechtigt oder vermeidlich wäre. Es genügt, er hat uns an das
große Sterben erinnert, nuQ, kommt es auf einen gewaltsamen Tod mehr
oder weniger nicht mehr an. Das Gefühl der Schande nimmt ab mit der
wachsenden Sünde,

In alle Stände dringt der Trieb nach dem Tode, nach der schein^-
baren Erlösung, ja, er ist indessen schon tief eingewurzelt. Eine nun
erst recht aktuell werdende Kriegspsychose. Während man sich in das
besitzenden Kreisen vornehmlich der Schlafmittel zum Selbstmorde be-
dient, behilft man sich in den unteren Schichten mit einfacheren Mitteln,
jetzt besonders gern der schmerzlosen Gasvergiftung. Viele, die ich
sprach, halten den Selbstmord für etwas Selbstverständliches, für eine
ultima ratio, wenn es nicht mehr zu gehen scheint. Bei manchen sind es
tiefe periodische Verstimmungen und Depressionen, die schließlich einmal
zur raschen- Tat treiben, wenn das Schlafmittel gerade zur Hand ist, bei
anderen unüberwindliche Erbitterung über die immer wieder neu sich
schmiedenden Glieder einer unzerbrechlichen Kette des Schicksals, des
geistigen oder materiellen Elendes. In einer sehr großen Zahl von Fällen
bildet das Hauptmotiv zum Vernichtungstriebe eine tief eingewurzelte,
scheinbar unauslöschliche Liebe oder irgendwie mit einer tiefen Sympathie
zusammenhängende unglückliche Schicksale,


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