Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 112
(PDF, 129 MB)
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Den Chor (Cajetan), dem Schiller seine eigensten Empfindungen
gewöhnlich in den Mund legt, läßt er nach der ,T(at das Drama mit
den Worten beschließen:

Erschüttert steh' ich, weiß nicht, ob ich ihn
bejammern oder preisen soll sein Los.
Dies eine fühl' ich und erkenn' es klar:
Das Leben ist der Güter höchstes nicht,
der Übel größtes aber ist die Schuld.

Auch Schiller gibt in seinem Trauerspiele das beste Eezept für
den Selbstmordkandidaten an: die Hoffnung, das neue Glück. Ein besseres
Mittel gibt es nicht. Wo diese durch die wohlgesinnte Umgebung nicht
mehr gegeben werden kann, ist selten etwas zu erreichen und endet die
Krankheit mit dem Tode, früher oder später. In dem Trauerspiele gegelang
es der Mutter durch die dem Verzweifelnden nahegebrachte Schwester
, die Geliebte, den Entschluß im Sonnenstrahle der Schönheit und
der neuen Hoffnung aufzulösen, worauf der Sohn antwortet in .feinsinnigen
, schön entwickelten Worten:

Arglist'ge Mutter! Also prüfst du mich!

In neuen Kampf willst du zurück mich stürzen?

das Licht der Sonne mir noch teuer machen

auf meinem Wege zu der ew'gen Nacht ?

— Da steht der holde Lebensengel mächtig

vor mir und tausend Blumen schüttet er

und tausend goldne Früchte lebenduftend,

aus reichem Füllhorn strömend, vor mir aus.

Das Herz geht auf im warmen Strahl der Sonne,

und neu erwacht in der erstorb'nen Brust

die Hoffnung wieder und die Lebenslust.

Überall, wo nicht krankhafte Schwermut die Seele umnachtet, ist
es möglich, helfend einzugreifen und die Unglücklichen vor der Abkürzung
des Daseins zu bewahren. Güte und Freundlichkeit, dauernder,
lobender Zuspruch, Liebestaten, Hinlenken zu Vergnügungen, für die der
Betreffende überhaupt empfänglich ist, das Schaffen von Blumen des
Glückes, die Beseitigung von Not oder wenigstens des dringendsten Elends,
alles dies kann helfen und wird gewöhnlich mit herzlicher Dankbarkeit
angenommen. Liebe, Liebestaten und Glück braucht ein Unglücklicher.
Leere, selbst spiritualistische Tröstungen sind erfahrungsgemäß fast unwirksam
, Hinweise auf die schweren jenseitigen Folgen stimmen erst
recht düster und verzweifelt.

Freilich ist dieses Eezept unanwendbar auf die Massenverheerungen,
die durch unglückliche Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse in
weiten Kreisen der Menschheit angerichtet sind. Viele, viele wissen nichts
davon oder ertragen unbewußt ihre Lage. Die furchtbaren Entbehrungen,
die ungezählte Millionen von Erdenmenschen ertragen, erfordern seit


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