Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 113
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1922/0117
-Jahrtausenden alltäglich ihre Selbstmordopfer. Es ist geradezu bewundernswert
, wieviele Menschen ein Dasein von Folterqualen des Elends
ertragen, ohne die ,,Flucht ins Jenseits" zu versuchen. Kein geringerer als
Baron von Hellenbach hat diese Frage in seinen „Vorurteilen der
Menschheit" liebevoll erörtert, aber eine unendliche Aufklärungsarbeit,
die seit Jahrtausenden geleistet wurde, hat nichts Wesentliches erreichen
können. Jedoch ohne ein iliebevolles Gedenken jener Selbs^mordopfer
möchte ich nicht an dieser Frage vorübergehen. Es wäre leicht, ein Urteil
auszusprechen1, daß jene reichen und sehr Teichen Leute ^schuld sind,
denen das Übermaß an Gütern durch die Arbeit armer Menschen zufließt,
von denen viele durch ihre Armut veranlaßt werden, ihr Leben abkürzen.
Gewiß zeigt, w,ie schon immer, auch' das heutige Weitbild die Form, daß
die Gewinnsucht der Herrschenden die Lebensration der Dienenden so
klein setzt, daß diese den langsamen Tod durch Entbehrung abzukürzen
suchen durch den Selbstmord. Wenn ich diesen Drang nicht selbst aus
so geringer Ferne beobachtet hätte, möchte ich auch die Bedeutung dieses
Hinweises unterschätzen. Und die Torturen dieser armen Teufel, die
den Hungertod etwas beschleunigten, den sie doch selbst wirklich nicht
herbeigewünscht haben, sind .im Jenseits besonders groß. Wir wissen,
daß hier die Herzenshärte der Mens^en, die scheinbar helfen könnten,
am furchtbarsten ist.. Ja, der demonstrative Selbstmord von Tausenden
würde nichts helfen,. Hier handelt es $ich zumeist um seelenlose, rein maschinenmäßig
funktionierende Betriebe, die nur gesetzmäßig verwaltet,
werden,. Daher ist die Verantwortlichkeit der Leitung so gering, wie
deren Befugnisse zu helfen.

Außerordentlich groß ist zurzeit die Zahl der Selbstmorde in armen
Kreisen der Bevölkerung, nicht nur der Erwerbslosen, sondern auch derjenigen
, die treu ihre Pflicht tun und Opfer der Gewinnliebe sind.

Aber doch scheinen sie nicht, wie man annehmen sollte, die Mehrzahl
der Fälle zu bilden. Nach ärztlichen Feststellungen sollen die meisten
Selbstmorde a/uf Schwermut, jedenfalls auf krankhafte Veranlagung zurückzuführen
sein, auf Störung des Nervensystems und die damit verbundenen
Gemütsstörungen. In diesem Sinne brachte bereits vor dem
Kriege im Januar 1912 das Zentralblatt für Okkultismus die Rezension
einer kleinen Schrift von Professor Dr. Gaupp „Über den Selbstmord",
in der zuverlässige statistische Angaben enthalten sind. Danach ereigneten
sich in. Eurropa in jener Zeit jährlich 60—70 000 Selbstmorde, in
Deutschland im Jahre 190p allein 12 495 Selbstmordfälle, die behördlich
festgestellt werden konnten^ Es ist auffallend, daß mehr als doppelt
so viele Männer als Frauen zum Selbstmord schreiten,. Auch fällt es
auf, daß in den Monaten Mai und Juiii mehr Selbstmorde als sonst festgestellt
worden sind, als ob die Blüte der Natur besonders schwermütig

.Zentralblatt für Okkultismus. XVI. Jahrgang. 8


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