Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 258
(PDF, 129 MB)
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lehnend verhielten, das war den Indern ganz selbstverständlich, ja geradezu
die Hauptgrundlage ihres Glaubens und Hoffens. Kein Wunder
also, wenn wir bei ihnen eine Menge von Verfahren finden, sich die Kunst
dieser Rückerinnerimg zu erwerben. Ich weise auch hier wieder auf den
Budd'ho Gotamo als den nüchternsten, sachlichsten aller Inder hin, der
als eine der Früchte gewisser, durchaus nicht verrückter Übungen die
Erinnerung an frühere Erdenleben anführt.

Im Pali heißt Kajo = Leib und Kajanupassana = Betrachtung des
Leibes. Der Buddho kennt vier solcher Betrachtungen, von denen die
genannte die erste und am meisten angewandte ist. Die dauernde Pflege
dieser einen Betrachtung zeitigt bereits 6 „Früchte", die der Buddhist
Abhinja = übersinnliche Fähigkeiten nennt. Als vierte dieser „Früchte"
wird ausdrücklich die Erinnerung an frühere Erdenleben genannt.

Ich weiß sehr wohl, daß Sie mir einwerfen können, solche Erfahrungen
beruhten auf einem Selbstbetrug, denn das Leben habe mit unserem
letzten Atemzuge für immer ein Ende. Da es so etwas nicht gäbe, was
man Seele nenne, so gäbe es auch kein Weiterwandern dieser Seele.
Die Theologen unter Ihnen, meine Herren, wissen besser als ich, wie der
Seelenbegriff in den ersten vorchristlichen Jahrhunderten in Vorderasien,
Ägypten und Griechenland weiterentwickelt wurde, wie die Dreiteilung
— Geist, Seele, Leib - zustandekam. Weniger bekannt sein dürfte Ihnen
aber, daß der Buddho Gotamo rundweg leugnet, es gebe in uns etwas, das
einen gewissen Ewigkeitswert darstelle, unerschaffen und unsterblich sei
und sich für seinen Entwicklungsgang immer neue Hüllen schaffe. Dergleichen
haben in unserer Zeit hauptsächlich die Theosophen verbreitet,
die zwar auch an den Buddhismus anknüpfen, aber nicht an die reine
Lehre des Buddho, der den Gedanken eines solchen ewig unveränderlichen
Ichs einer Seele oder dergl. aufs schärfste bekämpft. Hier reichen der
alte indische Weise und der Monist von heute einander kräftig die Hände.

Weil es für den Buddho keine Seele gibt, so kann er auch keine
Seelenwanderung gelehrt haben, wohl aber eine Wiedergeburt. Was aber
wird wiedergeboren? Ich weiß sehr wohl, daß Ernst Mach und andere
die Wechselbeziehungen zwischen Ursache und Wirkung, Grund und
Folge nicht oder nur in sehr beschränktem Maße gelten lassen. Für den
Buddho steht diese Wechselwirkimg geradezu im Mittelpunkte seiner»
Weltanschauung. Auch hier haben die Theosophen etwas aus Indien übernommen
, was sie als buddhistisch bezeichnen, aber durchaus nicht den Ansichten
des Buddho gemäß ist. Sie bezeichnen nämlich dieses Wechselspiel
von Ursache und Wirkung mit dem jetzt so oft gehörten und so vielfach
mißdeuteten Worte Karma. Für den Theosophen ist dieses Karma etwas
außer uns Liegendes, eine Art Schicksal, für manche sogar etwas wie ein
persönlicher Gott, der lohnt und straft. Für den Buddho ist Kammam


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