Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 260
(PDF, 129 MB)
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um ja den Boden der Wirklichkeit nicht zu verlieren. Nehmen Sie nun an,
es sei jemand gelungen, sich ganz deutlich und, wenigstens für ihn, überzeugend
seines vergangenen Lebens zu erinnern, und zwar bis in die
kleinsten Nebenumstände aller Erlebnisse des früher gelebten Daseins.
Was folgt daraus? Leben ist Erinnern. Nur soweit ich mich erinnern
kann, habe ich wirklich gelebt. Denken Sie scharf darüber nach, wo Ihr
Leben beginnt. Bei den ersten Erinnerungen, also vielleicht mit dem
3. oder 4. Jahre. Und doch wird kein einziger von Ihnen zu behaupten
wagen, er habe vor dem 3. oder 4. Lebensjahre in diesem Leibe nicht gelebt
. Wenn ich mich nun des zurückliegenden Lebens erinnern kann, also
sagen wir, auf 120 Jahre, ist es dann nicht dasselbe, ob ich sage, daß
ich mich genau auf 120 Jahre zurückerinnern kann oder daß ich 120 Jahre
gelebt habe? Wer nun die genaue Bückerinnerung auf mehrere Leben
ausdehnen kann, hätte der etwa eine Unwahrheit gesagt, wenn er den
erstaunten Zuhörern erzählte: In diesem Jahrhundert erlebte ich dies und
jenes, tat ich dies und das, nahm ich diese oder jene Stellung ein, kannte
ich diese oder jene geschichtliche Persönlichkeit? Ich glaube nicht. Erbat
nur das eine verschwiegen, daß er diese Jahrhunderte nicht in diesem
einen Leibe durchlebt hat, sondern in verschiedenen Leibern. Er hat nur
verschwiegen, daß er die Kunst der Rückerinnerung über dieses Leben
hinaus besitzt.

Meine Forschungen auf diesem Gebiete haben mich zu der Annahme
geführt, daß jene Schwindler" des 18. Jahrhunderts, die vorgaben, ein
außergewöhnliches Alter zu besitzen, auf irgend eine Weise die Kunst
der Rückerinnerung erlangt haben. Ich will aber sofort hinzusetzen,
daß diese Leute auch bedeutende Geschichtskenntnisse, wenn auch nur
anekdotischer Art, besaßen und so der, sagen wir außernatürlichen
Fähigkeit durch allerlei Künste nachhalfen, da es ihnen hauptsächlich
darauf ankam, zu verblüffen. Das macht uns diese gewiß nicht unbedeutenden
Menschen so widerlich, daß sie ein reiches Wissen und Können
zu niedrigen geschäftlichen Zwecken ausnützten. Sie werden mir jedoch
beistimmen, wenn ich aus dem Märchen von der Langlebigkeit dieser
Leute einen vernünftigen Kern herauszuschälen suchte, der uns zwar
in vergangene Jahrtausende zurückgeführt hat, aber Ihnen nicht als
,,völlige Verrücktheit'' erscheinen wird. Cagliostro, der „Großkophtha",
soll, wie seine Genossen behaupteten, dieses endlos lange Dasein durch
ein Lebenselixier erreicht haben. Wenn ich nicht irre, so spielt das
„Lebenselixier" in den Zaubergeschichten alier Völker und Zeiten ebenfalls
eine sehr große Rolle. Ich bin so ketzerisch, anzunehmen, daß es so
etwas gegeben hat wie ein Lebenselixier, denn wir alle, ob wir wollen*
oder nicht, besitzen ein Lebenselixier in uns. Ja, meine Herren! Sie
lächeln ungläubig, und doch hat sich die Wissenschaft seit vielen Jahrzehnten
aufs eingehendste mit diesem ganz besonderen Safte beschäftigt.


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