Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 303
(PDF, 129 MB)
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Dieser Anschauung waren aber nicht blos die Juden, wie jdie
Theosophen und andere meinen. Dieser Gedanke war auch bei 1 unseren
Ahnen lebendig, wie noch eine Reihe von Wendungen in unserer Sprache
beweist: „Ruhiges Blut bewahren, böses Blut machen, Das liegt schon in
meinem Blute" usw. Deutlicher ausgesprochen ist es freilich bei den
Juden, wo Mos che (bekannter unter dem Namen Moses) in dem ihm zugeschriebenen
Gesetz werk sagt: „Vom Blut des Rindes darfst du nichts
genießen, denn das Blut ist die Seele, darum sollst du die Seele nicht
mit dem Fleiscjhe essen."

Blut, Leben, Trieb, Leidenschaft, Gemüt, Seele, all das steht untereinander
in so engem! Zusammenhange, daß es kaum jemals scharf von
einander zu trennen ist. Wenigstens in den ältesten Zeiten niont. Das
Blut schafft jene Spannung, die wir als Leben empfinden, und erhält
diese Spannung jeden Augenblick, es ist der große Chemiker in uns, der
große Versorger, denn es gibt kein Winkelchen in uns, wo es nicht hin-
dringt, neue Zellen hinbringt, verbrauchte wegschafft, immer neue Arbeit
leistet, auf daß wir wachsen, uns am Leben erhalten. Das Blut als
Lebensbaumeister greift aber noch über diesen Leib hinaus, indem es auch
den männlichen Samenfaden und das weibliche Ei schafft und so schöpferisch
in alle Unendlichkeit hinaus wirkt.

Wie man mit einer Flamme eine Unzahl neuer Flammen entfachen
kann, wenn nur genügend geeigneter Brennstoff vorhanden ist, so auch
hier, wo der Mensch nach außen hin schöpferisch auftritt. Und was ist
schließlich jeder Zauber? Schöpferisches Wirken in Richtungen, bei denen
die gewöhnliche tägliche Ar Seit versagt, Für außerordentliche, außergewöhnliche
Fälle sucht man eben außergewöhnliche Mittel. Wenn unsere
Sprachforscher recht haben, sind Blut und Blüte wurzelhaft verwandt*
Das Blut wäre also im Leibe gewissermaßen das, was bei einer Pflanze die
Blüte ist. Also das, was zur Frucht und damit zur neuen Pflanze wird,
Daher die Wortwendungen, die eine Familien Verwandtschaft bezeichnen:
Das ist mein Fleisch und Blut, d. h. mein Kind, mein eigen Fleisch und
Blut-, wir sind eines Blutes, das liegt Iii unserem Blute, eines Bluter-
blutsverwandt, Blutschande, blutfremd usw.

Daß Zauberei und Religion zu jeder Zeit und bei jedem Volke ebenfalls
in einem sehr innigen Zusammenhange standen, wird keiner der Herren
leugnen wollen. Welche Rolle das Blut bei den Tieropfern spielte, brauche
ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Mit dem Blute des Tieres wurde den
Göttern nicht nur deren Leben, sondern auch deren Seelisches hingegeben.
Auf ähnlichen Gedanken beruhen auch die sogen. Blutsbrüderschaften.
Man nahm auf diese Weise den Freund, der uns nicht blutsverwandt war,
gewissermaßen in die Blutsverwandtschaft auf. Wer mit seinem Freunde
Blutsbrüderschaft trank, gab ihm einen Teil seiner Seele und empfing vom


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