Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 317
(PDF, 129 MB)
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absoluten Herrn alles dessen^ was lebt, indem er die Auflösung in das
Nichts und damit absolute Trennung von Gott intendiert und, \soweit
es möglieh ist, auch attentiert. Hinsichtlich der Sündhaftigkeit des
Selbstmordes gebe es wenigstens für den Menschen* welcher die positive
göttliche Offenbarung gläubig annimmt, kaum eine überwindliehe und
entschuldbare Ungewißheit. Es sei eine irrige Anwendung der Wahrheit
möglich, daß es tugendhaft und unter Umständen strenge Pflicht ist,
für die Güter höherer Ordnung selbst das Leben zu opfern. Handlungen,
die aus einem solchen Irrtum hervorgehen, seien dann objektiv und materiell
im Widerspruch mit den Sittengesetzen, aber nach ihrer formalen
Moralitäfc und Imputation seien si e doch schuldfrei. Die Selbsttötung des
eigenen Lebens bleibe jedoch entschuldbar im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit
, wie er eintreten kann infolge von hochgradiger Melancholie,
Wahnsinn, Gemütsleiden, welche ihren physischen Grund auch in organischen
Fehlern und Krankheitszuständen haben können. Auch das weltliche
Strafgericht verhängte bis Mitte des 18. Jahrhunderts strenge
Strafen über Selbstmörder, die gewöhnlich bestanden in voller oder teilweiser
Güterkonfiskation und entehrendem Begräbnis. Selbstverstümmelung
, Versuch des Selbstmordes und Kooperation zum Selbstmorde wurden
gleichfalls strafrechtlich geahndet.

Der Selbstmord hat dagegen Verteidigung gefunden von den Stoikern,
welche freiwilliges Scheiden aus dem Leben als gut und von Gott gewollt,
ja als heldenmütig bezeichneten, wenn sich keine Möglichkeit mehr zeigte,
in einer der vernünftigen Natur gemäßen Weise oder in der eines Weisen
würdigen Buhe und Unabhängigkeit zu leben. So schied der Stifter der
stoischen Schule, Zeno, im hohen Alter freiwillig aus dem Leben, vielleicht
auch als Beispiel für seine Anhänger, die heute noch zahlreich sind. Aber
wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe: Was der Weise darf, darf
der „Tor4' nicht ausführen. ,

Vom astrologischen Standpunkte aus betrachtet, scheinen die Gestirne
die Urheber alles Unglücklichen zu sein. Wenn bei einer Geburt Saturn
im Aszendenten steht, dann ist viel Neigung zum Selbstmord vorhanden.,
und ich habe oft feststellen können, daß Saturngeborene diese Neigung
haben, ja, daß sie mir von Selbstmordversuchen erzählten. Den von der
Last der Sterne Beschwerten hält meist nichts von der Tat zurück, wenn
ihn die Maschinerie kosmischer Gesetzmäßigkeit auf diesem Wege zermalmt
. Als Astrolog kann man aus den Konstellationen der Gestirne oft
deutlich den Unglückstag erkennen, an dem kein Strahl eines Glücksplaneten
das Leben rettet. Der Determinismus, der in der Astrologie ent.
halten ist, entschuldigt die Verantwortlichkeit des Selbstmörders völlig.

Schopenhauer äußert sich in seiner nichtgekrönten Preisschrift über:
„Die Grundlage der Moral", Paragraph 5, „Von der Annahme von Pflichte»


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