Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 355
(PDF, 129 MB)
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finden wir, daß sich diese im sog. „Tiefschlafe" oder „Hochschlafe" (heute
nennen es die meisten „Trance/') Verordnungen zur Heilung ihrer Krankheiten
gaben, die bei genauerster Befolgung die überraschendsten Wirkungen
auslösten.

Viele dieser Schlafwachenden gaben nun auch anderen Kranken, mit
denen man sie in Verbindung (Rapport) setzte, Heilverordnungen, die bei
genauester Befolgung ebenfalls bedeutende Erfolge zeitigten. s Solche
Schlafwachende gab es aber nicht bloß seit Mesmers Zeiten, sondern immer
und tiberall, nur hat man sich mit ihnen erst seit Mesmers aufsehenerregenden
Entdeckungen wissenschaftlich beschäftigt.

Wer nun eine solche schlafwachende Person beobachtete und jede
ihrer Verordnungen für diese und jene Krankheit aufgeschrieben hatte und
den sichtbaren Erfolg feststellen konnte, wer nun diese Heilmittel zu
Nutz und Frommen der „leidenden Menschheit" schriftlich oder gedruckt
hinausgab, mußte der nicht fest überzeugt sein, -ein gutes, edles Werk getan
zu haben? Und dennoch, in 999 von 1000 Fällen versagten diese Verordnungen
aus dem einfachen Grunde, weil diese meist sehr sonderbaren
Verordnungen nur für den einzelnen Fall, nur für den einen Kranken, der
die Hochschlafende wegen seines Leidens befragt hatte, von Wirkung war,
in allen ähnlichen Krankheiten jedoch keine oder nur eine unbedeutende
Wirkung zeigte.

Eine große Menge von Kräuterbüchern und anderen medizinischen
Schi if ten enthält zu einem mehr oder minder großen Teil solche Vorschriften,
deren Quelle solche somnambule Verordnungen waren. Der Verfasser der
ersten Niederschrift konnte den Erfolg des Mittels beschwören. Und dennoch
steht er vor der Nachwelt als „Schwindler" da, weil ihm unbekannt
war, daß Mittel, die aus solchen Quellen fließen, wohl in einem einzigen
Falle von geradezu unfehlbarer Wirkung sind, darüber hinaus aber völlig
versagen.

Hierher gehören die meisten Sympathiemittel, bei denen Blut in jeder
Form eine ausgedehnte Rolle spielt. Das Wort „Sympathie" hat hier sogar
noch eine gewisse Nebenbedeutung, denn es ist eine vielfach erhärtete Tatsache
, daß für einen Hochschlafenden Sympathie und Antipathie eine viel
größere Rolle spielen als für denselben Menschen im Wachzustand, wo ihn
Takt und Bildung wie andere Rücksichten oft zwingen, sein wahres Empfinden
zu verbergen. Dies fällt im schlafwachen Zustande weg, und
je sympathischer der Fragende dem Somnambulen ist, desto leichter erkennt
dieser das Wesen der Krankheit des Fragenden und desto wirksamer
wird das Heilmittel ausfallen.

Sehen wir also von den Büchern ab, die aus reiner Betrugsabsicht geschrieben
waren, so bleibt uns noch immer eine Menge von Schriften,
deren Verfasser mit bestem Wissen und Gewissen arbeitete und aus obigen

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