Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 362
(PDF, 129 MB)
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wege die Wahl zwischen Gut und Böse hat. Je nachdem sie wählt,
fällt ihr Geschick aus. Das Metall regiert und jene Geister, die das
Metall dem Schoß der Erde entrangen. Die Sonne bricht durch, der Chor
der Tugend siegt. Alles leuchtet in Goldglanz, welcher das Auge blendet.

Diesseits wir ken oder Jenseitskunde.

Ungesuchte okkulte Erlebnisse aus meinen Kreisen.
Von Ingenieur Wilhelm G a e d i c k e.

Der Spuk von TangermfiMe.

(Erzählung meiner Eltern.)

ijMefine Vaterstadt Tangermünde, ehemals berühmte Festung und Residenz
, liegt in der Altmark, am westlichen Ufer der Elbe. Die letzten,
Ausläufer des Harzes brechen hier plötzlich ab, und so hoch auch die Stadt
mit ihren altertümlichen Türmen und ihrem mittelalterlichen Milien
emporragt, t,o flach, endlos und trostlos dehnen sdch am anderen Ufer die
Weiden und Felder. Nur in weiter Ferne sieht man die schwachen Konturen
der nächsten Dörfer Schimmeru. Eine Elbbrücke gibt es zwischen
Magdeburg und Hämerten iificht, so wurde denn, heute wie immer, der
Verkehr von Ufer zu Ufer durch eine Fähre aufrechterhalten. Ehe die
moderne Dampfarche fahrplanmäßig fuhr, versah ein Fährmann den Posten
gegen ein geringes Entgelt. Man läutete oder bediente sich des bekannten
Hufes „Hol-über", der im altmärkischen Platt als gedehntes „Hol-über"
klang, mit einem dumpfen, langen „o" und „ö".

Meine Eltern, damals jung verheiratet, bezogen 1866 ein Haus unweit
der Elbe. Bei den abendlichen Unterhaltungen erfuhren sie nun, daß
es jetzt (Spätsommer) wohl bald wieder „rufen" werde, und man erzählte
den verwundert fragenden Neuvermählten,, wie immer, wenn ein Unheil
der Stadt drohe, sei es eine Feuersbrunst oder ein unerwarteter Tod gewaltsamer
Art. einige Zeit vorher vom jenseitigen Ufer wiederholte, dumpfe,
aber weithin hörbare Rufe erschollen: ,,Hol-öber!"

War dann das Unglück geschehen, so schwiegen die Rufe für lange
Zeit. Der Spuk hielt schon einige Jahre an. Meine Eltern hatten bald
Gelegenheit, das Rufen selber zu hören. An einem Abend des gleichen
Jahres war alles schon zur Ruhe gegangen, als die Nachbarn sich zuriefen
„et röppt!" (es ruft). Man ging hinaus, es war finster und windstill,
Nachbarsleute standen beisammen und besprachen lebhaft das kommende
Unheil! Wen würde es nun treffen? In längeren Abständen aber erscholl
vom jenseitigen Ufer, das in finsterer Nacht lag, immer wieder der langgezogene
, dumpfe Ruf „Hol ober". Die Stimme soll unnatürlich und
grausig gewesen sein.


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