Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 386
(PDF, 129 MB)
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äurch die Konsekration gezwungen werden, in die ihnen (aus Gips,
Te^g usw.) gebildeten ,irdisciien Wohnungen' hineinzugehen, also daß sie
(die Götter) sich mit den Bildnissen vereinigen", ganz das Gleiche vollzog:
die katholische Kirche und vollzieht sie noch weiterhin. Noch ist zunächst
bei den Katholiken, ganz wie bei den „Heyden", der christliche Gott ja
durchaus nicht in der Hostie drin. Erst wenn die Hostie eingesegnet und
angebetet wird, d. h. nach der priesterlichen Konsekration, dann erst ist
auch der Christus in die Hostie eingeschlossen. Der Priester hat sonach
Macht auch über den Herrn, der über Leben und Tod gesetzt ist. Denn,
was sagen die römischen Kirchenlehrer? Sie sagen, worüber wieder
Arnobiuo in seinen Tagen, aber zu den „Heyden", spottete: „Wenn
ihre Götter große und kleine Bildnisse hatten, in welchen sie wohneten,
so mußten sie sich in den kleinen zusammenziehen, als wären sie in der
Enge, und in den großen sich ausdehnen, als wären sie in der Weite.'4
Sie, die römischen Lehren, sagen: daß der Leib des Herrn Jesu Christ^
welcher ein menschlicher Leib ist, ganz mit allen seinen Teilen, welche
nach ihrer natürlichen Ordnung — also in voller Menschengröße — eingerichtet
sind, so groß, als er am Kreuze war, unter einer kleinen
Hostie und unter jedem Teile und sogar jedem einzelnen Punkte
der Hostie wohnet gerade so dick und so groß, als er am Stamme des
Kreuzes gehangen hat. Damit zerstört die jesuitische Lehre vermöge
der ganzen Blasphemie dieses Lehrstoffes noch obenein die Natur des
Leibes Christi selber. Denn wie vermag, wie die römischen Lehrer
es haben wollen, der Leib des Christus in seiner ganzen äußerlichen
Form innerhalb einer Hostie zu wohnen? Denn der Kniefall vor
der Hostie und die Anbetung derselben, die für die „Gläubigen" Bedingung
geworden ist, soll in dem Sinne geleistet werden, als ob der Christus i n
jedem einzelnen Punkte der kleinen Hostie in voller Menschengröße
sichtbarlich sei! (Der Christus hatte nur gefordert:
So ihr betet, so sollet ihr sprechen: „Unser Vater in den Himmeln,'!",
und sonst nichts 1 . . .)

In der Tat hat die katholische Kirche — neben vieLen anderen Kulteinrichtungen
aus der vorchristlichen» Zeit — auch die Auffassung von
der Gegenwart des Gottes in der Hostie nach der priesterlichen Einsegnung
(aber erst nach dieser, nicht vorher!) aus dem „Heidentum" entlehnt,
und zwar — was wiederum höchst beachtenswert ist — bekämpfte dieselbe
Kirche bis ins 7. und 8. Jahrhundert hinein mit aller Entschiedenheit eine
derartige heidnische" Glaubensform! Dabei aber behaupteten die „Heyden
" nur, wie der vorhin genannte Prof. David Derodons in seinem Streite
wider die Klerisei ausführte, daß ihre Götterbilder aus zwei Teilen beiständen
, nämlich aus dem sichtbaren Bilde und dann aus der unsichtbaren
Gottheit, die in dem Bilde wohnete.


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