Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 388
(PDF, 129 MB)
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— 388 —

Die Messe ist letzten Ende* aus dem persischen M i t h r a s -Opferdienst
in das Zeremoniell der katholischen Kirche übergegangen. Das Rom
der Kai&erzeit hatte ja — um das römische Weltreich wirklich universal
werden zu lassen — sein Götter-Pantheon allen Göttern der damals bekannten
Welt geöffnet, und verschiedene Cäsaren trugen sich allen Ernstes
mit der Idee, dem Christentum einen „ebenbürtigen Platz" neben den
andern Kulten einzuräumen. Weltengeheimnisse sprechen sich darin aus,
daß die römischen Senatoren dies verhinderten. Denn niemals würden
die Weissagungen aller alten Völker über den Christus-Avatar — den in
allen Mysterien erwarteten Giottmenschen oder Logos — sich erfüllen
lassen, wenn der Christus neben statt über alle anderen Götter der Welt
gestellt worden wäre! Durch die römischen Legionen, die vom entferntesten
Westen Europas durch weiteste Lande Mitteleuropas bis weit
hinein nach Asien und Afrika gezogen waren und Roms Macht befestigt
hatten, war auch der Mithrasdienst weit über die Donaulande bis nach
Deutschland und Frankreich vorgedrungen, und sein tiefstes Mysterium
wies ebenfalls hin auf den von vieler Seite gerade noch damals erwarteten
Erlöser der Menschheit* „Sosioh" „auf weißem Pferde", begleitet von
einer Armee von Genien „auf milchweißen Stuten".1) Daß der Erlöser
inzwischen gekommen, wußte man indessen nur in den Kreisen der
wirklichen Eingeweihten Persiens, deren „drei Weise" darum auch als die
drei Magier gen Bethlehem gepilgert waren.) Anderseits übertrugen sich
aber auch zahllose Bruchstücke aus spätägyptischer Zeit auf die Kuitge-
b rauche der römischen Kaiserzeit. Und so ergab sich zuletzt bezüglich
der katholischen Messe zweierlei: einmal, daß die dem Mithraskultus entlehnte
Oblate aus angesäuertem Brotmehl, die auch dem Kaiser Julianus
Apostata bei seiner Intiation gereicht worden ist,3) Eingang fand in den

und er wird das Blut aller Wesen neu beleben, wird erneuern alle Körper und
reinige«! alle Seelen . . . Und Gott wird seinen Ruhm offenbaren und seine

Macht ertönen lassen und wird sich mit den Geschöpfen wieder versöhnen." usw.

Auch, der römische Kaiser Augustus war kraft seiner Initation in die
griechischen Logos-Mysterien durchaus in Erwartung des Weltheilandes. Wie
überhaupt gerade innerhalb Griechenlands bzw. seiner wirklichen Eingeweihten
der Christos (Christus) erwartet worden war.

A; Vgl. dazu mein Buch Entente-Freimaurerei und Weitkrieg", S. i6i
(Bezug durch den Verlag des Z.-B.). „Sosioh" oder Mithras ist der in den persischen
Mysterien vorverkündete und erwartete „Logos" im Fleische. Mithras bändigt
den Stier, d. h. das „Menschentier". Der „Stier" ist der in Egoismen lebende
„Ich"-Mensch, der aus dem Geiste des Logos (des Welten-Wortes — Mithras

*

= Sosioh) überwunden werden soll. Doch erwartete P e r s i e n erst den
„Stier '-Üb er winder, während das Christentum vor der verendeten Tatsache
steht.

*) Julian war eingeweiht ebenso in die griechisch-römischen als persischen
und christlichen Mysterien ; sein „abtrünniges" Verhalten gegenüber den Christen
war nichts weiter als ein Protest wider gewisse, schon zu seiner Zeit geltend


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