Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 419
(PDF, 129 MB)
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pathie, d. h. die Möglichkeit, eine Idee oder Empfindung auch ohne gesprochene
Worte einer Person zu übermitteln. Eine solche Übermittelung
hat aber die Eigentümlichkeit, meist nicht in das Normalbewußtsein der
sie treffenden Menschen zu gelangen, sondern zunächst unter der Bewußtseinsschwelle
zu bleiben. Da nun auch die Reize, die das automatische
Schreiben und das Trancereden auslösen, unter dieser Schwelle liegen,
und da ferner bei diesen Tätigkeiten das Normalbewußtsein ausgelöscht
ist, so daß das Unterbewußtsein dessen Stelle einnimmt, kommt in diesem
somnambulen Zustande das letztere dazu, seine eigenen Eindrücke und
Empfindungen, ohne den Umweg über das sinnliche Bewußtsein nehmen
zu müssen, direkt äußern zu können. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse
, wenn das somnambule Medium sein Wissen aus dem unbewußten
Enmnerungsreichtum eines anderen bezieht.

Diese Erklärungen mögen für denjenigen, der sie zum ersten Male
hört, ganz unglaublich klingen, nichts desto weniger finden sie ihre Stütze
in tausendfach beobachteten Tatsachen und werden heute von allen Gelehrten
, die sich mit der Sache ernstlich befassen und ihr ohne Voreingenommenheit
nähertreten, als der Wahrheit am nächsten kommend anerkennt
. Jedenfalls hat sich diese Erklärungsweise gegenüber der spiritistischen
immer mehr durchgesetzt. Diese nahm und nimmt auch noch be-
kanntldcb an, daß die wunderbaren Leistungen der Medien ihren Grund
dn einem direkten Eintreten oder Auftreten der Geister von Verstorbenen
haben. Diese Anschauung fand, neben der Eremdartigkeit der mediu-
mistischen Erscheinungen auch noch in dem Umstände eine besondere Bekräftigung
, daß die somnambulen Medien selbst angeben, daß es die Geister
Abgeschiedener seien, die sich durch sie kund tun. Diese Angabe haben die
Medien, soforn sie echte Somnambule sind, immer in guten Glauben gemacht
, jedenfalls liegt kein Grund vor, ihnen diesen ohne weiteres abzusprechen
, im somnambulen Schlafe tritt nämlich, gerade wie im gewöhnlichen
Schlafe, eine Spaltung der Persönlichkeit ein. Uns allen ist es schon
passiert, daß wir im Traume mit einem Zweiten eine lebhafte Unterhaltung
geführt haben, wobei wir natürlich der Erager und der Antwortende
in einer Person selbst waren. Mit wem soll man sich denn auch im Traume
wedter unterhalten als nur mit sich selbst, da man doch im Traume, also
während des Schlafens, von jedem weiteren Verkehr durch äußerliche Bewußtlosigkeit
recht nachdrücklich abgeschnitten ist? Ganz in derselben
Lage befindet sich das somnambule Medium, nur mit dejm Unterschiede,
daß seine Träume noch viel mehr den Schein der Wirklichkeit haben, und
ferner, daß diese Träume durch telepathische Einflüsse von fremder Seite
beeinträchtigt werden können. So kann dem Medium in seinem Somnambulismus
eine Persönlichkeit als Tra,umfigur erscheinen, die einer der Beisitzer
des Zirkeis gekannt hat, und diese Traumperson kann einen Ge-

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