Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 441
(PDF, 129 MB)
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wenn auch nur in Spuren vielleicht, in unser Blut ein, aber dieses Wenige
genügt oft schon, unser Nerven- und Gehirnleben in dieser oder jener
Weise umzustimmen. Ich erinnere Sie nur an die Einatmung von Chloroform
, Kohlensäure usw.

Das Absingen oder Hermurmeln von anscheinend ganz sinnlosen Formeln
wird uns aus folgender Erwägung heraus etwas .verständlicher:
Jeder gesungene oder gesprochene Laut ruft in der Luft und damit wahrscheinlich
auch im Äther ganz bestimmte Wellen, Klangfiguren hervor,
Wenn bestimmte Tonfolgen eines Musikinstrumentes, wenn ein gesungenes
Lied, selbst ohne begleitenden Text, auf unser Gemüt in dieser oder jener
Weise einwirken, also unsere Nerven in dieser oder jener Richtung anregen
, ja aufregen können, wer will dann ohne weiteres meine Ansicht
widerlegen, daß ein Wesen von so feiner Beschaffenheit wie diese Od-
wesen der Ätherwelt nicht durch starke Luftwellen, hervorgerufen durch
Singen oder Sprechen, in dieser oder jener Weise angeregt werden können?
Anderseits kann ja durch das endlose Herleiern desselben Satzes, Wortes
oder auch nur Tones in mir eine seelische Umstimmung erfolgen, wie
das durch allerlei Versuche zur Hypnotisierung u. dergl. wohl einwandfrei
erwiesen sein dürfte. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß die „Beschwörungsformeln
" im Beschwörer wie im Beschworenen gewisse Veränderungen
im Nerven- und Gehirnleben hervorrufen, wenigstens innerhalb
einer kurzen Zeit, in der nun der Beschwörer tatsächlich mit Wesen außer
ihm in Berührung kommt oder sich Vorgänge seltsamster Art „suggeriert",
einbildet, halluziniert, oder wie Sie's sonst nennen wollen.

Auch jene Schriftzeichen, geometrischen Figuren usw., die bei Beschwörungen
scheinbar unerläßlich sind, ferner der „Zauberkreis" usw.
können auf die zu beschwörenden Wesen eine Wirkimg haben. Soweit
unser heutiges Wissen geht, ist es uns vielleicht am verständlichsten, wenn
wir annehmen, daß diese Zeichen die stärkste Wirkung auf den Beschwörer
selbst ausüben, indem er sich durch deren starres Beschauen gewissermaßen
hypnotisiert. Die Worte Fausts beim Anblick des Zeichen
des Erdgeistes „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" können demnach
mehr bedeuten als eine bloße dichterische Wendung ohne jeden
tieferen Gehalt. Die Geschichten von verunglückten Beschwörungen, von
denen die des Erdgeistes durch Faust ja auch eine ist, müßten dann nicht
immer rein dichterische Ergüsse, nicht immer Ausgeburten einer überhitzten
Einbildungskraft sein.

Wir haben bei Beschwörungen vor allem mit dem einen zu rechnen:
Der Beschwörer befindet sich zumeist in einem außergewöhnlichen Zustande
, voll Erwartung, die meist mit banger Furcht über den Ausgang
der Sache gemischt ist, oder auch voll übertriebener Hoffnung, in den
meisten Fällen in einem Gemisch von all dem. In einer solchen Seelenver-


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