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gab er ihm ohne weiteres,, nur Hpi Stilling „in eine bequemere Lage zu;
versetzen'^ ausgerechnet die Summe von 1650 Gulden, genau den Betrag,
dessen dieser bedurfte.!)
Einen interessanten Beitrag zum Kapitel der Vorgesichte im
Traume liefert der Schweizer Dichter Conrad Ferd. Meyer in seiner
Bundner Geschichte ,}Jürg Jenatsch". Es treffen sich wie zufällig die
beiden ehemaligen Zürcher Schulgenossen: der Amtsschreiber Heinrich
Was er aus Limmatathen und der protestantische Prädikant (Pfarrer)
Georg Jenatsch aus dem Scharanserdörflein. Unter verschiedenen politischen
Betrachtungen, die die beiden miteinander austauschen, erzählen
sie einander ihre eben gehabten Träume. ,,Ich saß in einer Ratsstube und
hielt Vortrag über Bündnerdinge", sagt Waser, sich sammelnd. „Als
ich geendet, wandte sich das nächstsitzende Ratsmitglied gegen mich mit
den Worten: ,ilch bin ganz der Meinung seines Gestrengen des Herrn'
Bin germeisters.' Ich sah mich nach diesem um, — aber siehe, ich selbst
saß auf seinem Stuhle und trug seine Kette," (Im Verlauf der Jahre, und
zwar in sehr jugendlichem Alter, schmückte den Zürcher wirklich die
schwere Kette als Abzeichen seiner bürgermeisterlichen Würde.)
„Auch mir hat geträumt", erwiderte Jenatsch, „und recht seltsam.
Du weißt oder weißt nicht, daß in Chur ein ^tojgari scher Astrolog und
Xekromant sein Wesen treibt .... Vorhin im Traume sah ich den Mann
und setzte ihm in zorniger Ungeduld meinen Dolch auf die Brust, jun
mein Schicksal zu erfahren. Da entschloß er sich,» es'mir zu zeigen, und zog
mit den feierlichen Worten: ,£)ieser (Herzog Rohan, das Haupt der französischen
Hugenotten) ist dein Schicksallc den Vorhang von seinem Zauberspiegel
.... Da saß,' 'die Karte von Bünden vor sich, mild und weich,
w i e w i r i h n soeben gesehen h a b e n , der#Herzog Heinrich Rohan."
(Wirklich hatten Waser und Rohan den französischen General in genau
besprochener Weise auf einer von der Flut des Comersees bespülten Mauer
sitzen sehen^ eine Landkarte auf den Knien? die Veltliner und Grau-
bündnerischen Landmarken nach ihrer strategischen Bedeutung studierend,
und wirklich drang späterhin Jürg Jenatsch genau in der bezeichneten
Weise in den ^Hellseher" ein, ihm sein Schicksal zu künden, worauf dieser
erklärte, daß der Hugenottenherzog zum Schicksal für den bündnerischen
Freiheitshelden werden würde. Und ebenso studierte Rohan noch oft die
von Jenatsch späterhin gezeichneten Landkarten von dessen zum Kriegsschauplatz
zwischen Franzosen, Österreichern und Spaniern gewordenen
Heimat.) .
Man kann gegen das hier Vorgebrachte einwenden, die okkulte 'Literatur
wisse immer nur von Ahlnungen, Vorgesichten u. dgl. aus der
*) Vgl., Jung-Stilliögs Lebensgeschichte, von ihm selbst erzählt". Konstanz,
Verlag Carl Hirsch A.-G.
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