Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 70
(PDF, 133 MB)
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Traumdeutung umso schwieriger; man kann solche Träume oder
Visionen wohl als Misch träume oder Mischerinnerungen betrachten.

Ein anderes Mal sah Fräulein Margarete K. ihren Freund als Buchhalter
eines Leihhauses, der gegen Karten geistige Bücher ausgab. Fortwährend
strömt&i einfache Leute in den Saal, die auf etwas warteten, bis '
die Glocke die Feierstunde anzeigte. Alles strömte hinaus, nur sie!
wartete auf das unaingelöste Pfand, setzte sich in die hintere Bankreihe,
von wunderbarem, wärmenden Sonnenstrahl umflossen. Es dauerte nicht
lange und sie erhielt ein blaues Buch — das Pfand — zurück. Die Farbe
Blau rief die Sehnsucht des Freundes wach, der ihr, absdiiednehmencl,
die Hand reichte. ,,Da war es, als sei von Welten zu Welten der innigste
Gedanke zu uns gekommen, so lichtes und unsagbar feines Gestalten lag
in unserem Händedruck. — Ich schied — und lange noch schaute er mir
versonnen nach — Welträtsel im Auge. — Auf dem Tisch aber leuchtete
das blaue Buch und ins Erwachen hinüber nahm ich einen ^eingestimmten
^Fon. • • *

Wie aas mehreren Briefen hervorgeht, fühlte sich die Hellträüinerin
— wohl mit Unrecht — ihrem Freunde nicht würdig genug und sie
wünschte, dessen Dualseele zu erschauen. Im -nächsten Briefe, vom
24. September 1921, beschreibt sie eine Vision vom 16. September: ,,Ein
grauer Nebel, dessen Falten sich teilten, enthüllte eine himmlische Jungfrau
, braunhaarig, eine Art Kastanienbraun, weiche, wellige Frisur, lieblichen
Gesichtsausdruck, mit vollen, sanft gerundeten Armen. In der
Hand bewegte die mittelgroße Gestalt eine silberne Harfe, eine Lyra, die
gestielt werden sollte und deren Melodien ich entzückt lauschte. Das
blaue (hellblaue) Gewand war, wenn ich nicht irre, unter der .Brust von
silberner Spange gehalten." Da der Freund Poet war, war sich die Träumerin
im Zweifel, ob nun dies eine personifizierte Muse oder dessen
„Gattenseele" sei.

In der Tat, solche Träume kommen unseren Wünschen mehr entgegen.
Das, was man wünscht, glaubt man so gern. Für unsere Spiritualisten
kann es ja kaum einen köstlicheren Trost in den Widerwärtigkeiten des
Lebens geben als den, daß nach dem Tode eine große Läuterung der Seele
beginnt, und ist diese vollendet, dann eröffnet sich den beglückten höheren
Sinnen eine vollendete Welt, die Heimat der Seele, die die schönsten Beschreibungen
göttlicher Visionen kaum noch ahnen lassen. Wenn ich ganz
unverhohlen sprechen darf, muß ich bekennen, /(laß auch mir solche
.Bilder, die aus einem lichterfüllten Innenleben geboren werden oder wie
Öffnungen der Seele zürn Lichte scheinen, viel umfassenderen Trost gegeben
haben als das vorsichtige Festhalten an den positiven Erkenntnissen
der wissenschaftlichen Psychologie. Solche Visionen erweckten mir
beim Hören oder Lesen Glockentöne aus dem Äther, aus der Heimat der
Seele.


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