Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 85
(PDF, 133 MB)
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Anblick des Doktors betroffen. Doktor Balthasar Cherbonneau hatte
das Ansehen einer Gestalt, die gerades '"Wegs einem phantastischem
Märchen von E. T. A. Hoffmann entlaufen war und in der erstaunten
Wirklichkeit umherstolzierte, um sich diese drollige Schöpfung anzusehen.
Sein außerordentlich gebräuntes Antlitz wurde tiberragt durch einen
mächtigen Schädel, der durch das Fehlen der Haare noch vergrößert wurde.
Dieser nackte, wie Elfenbein geglättete Schädel hatte seinen weißen
Teint behalten, während sein Gesicht durch oftmals wiederkehrende
Sonnenbrände die Farbe einer alten Eiche oder eines gebräunten Gemäldes
erhalten hatte. Die schiefen Flächen, die Wölbungen und die
eckigen Vorsprünge der Knochen traten so kräftig hervor, daß das bischen
Fleisch, das sie bedeckte, mit seinen tausend zerknitterten Runzeln einer
nassen Haut glich, die einem Totenkopfe aufgesetzt ist. Die sparsamen
grauen Haare, die noch am Hinterkopfe flatterten, gruppierten sich in
drei mageren Strähnen, von denen zwei über den Ohren nach vorne zu
zum Vorschein kamen, die dritte aber vom Genick ausging, um auf der
Höhe der Stirne zu endigen. Diese Härchen krönten in grotesker Weise
diese Nußknackerphysiognomie. Aber was am meisten bei dem Doktor
bemerkenswert war, das waren unstreitig seine Augen. In der Mitte des
durch das Alter lohfarbig gewordenen Antlitzes, das die klaren, brennenden,
südlichen Himmel förmlich verkalkt und tiefe Studien abgenutzt hatten,
eines Antlitzes, auf welchem durch die Mühsale der Wissenschaft und
des Lebens tiefe Furchen gezeichnet waren, erglänzten, umgeben von
strahlenförmigen Ringeln, zwei Augensterne, blau wie Türkisen, von
einer unbegreiflichen Durchsichtigkeit, Frische und Jugend. Diese blauen
Sterne strahlten inmitten brauner Augenhöhlen und konzentrischer Häutchen
, deren rötliche Kreise ungefähr an die zu einer Aureole geformten
Härchen um die tagblinden Augäpfel einer Nachteule erinnerten. }Man
hätte glauben können, daß der Doktor durch irgend eine den Brahmanen
oder Pandits abgelernte Hexerei die Augen eines Kindes geraubt und sie
sich in das Leichenantlitz gesetzt hätte. Bei dem Greise deutete ider.
Blick auf zwanzig Jahre; bei dem jungen Manne, der ihm gegenüber lag,
hätte er wohl fünfzig vermuten lassen.

Sein Anzug schlotterte an seinen Gliedern, als wenn er an einem
Kleiderständer aufgehängt wäre. Die abzehrende Sonne Indiens allein
konnte dieses Naturwunder von Magerkeit nicht hervorgebracht haben.
Ohne Zweifel hatte sich Dr. Cherbonneau zum Zwecke irgend einer Nacheiferung
den langen Fasten und Kasteiungen der Fakire unterworfen
und mit den Joghis zwischen vier glühenden Rosten auf einer Gazellenhaut
gestanden. Aber dieses Absterben der Substanz verursachte nicht die
geringste Schwächung des Organismus.

Der Doktor setzte sich zur Seite des Divans &uf feinen Stuhl, indem


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