Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 134
(PDF, 133 MB)
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zurück. Doch schöpfen Sie aus meiner Milde keine Illusion, überlassen
Sie sich keiner Träumerei, nehmen Sie mein Mitleid nicht für (Ermutigung.
Ein Engel mit flammendem Schwert und einem Diamantschilde bewahrt
mich vor jeder Verführung, besser als Religion, Pflicht und Tugend;
dieser Engel ist meine Liebe. Ja, ich bete den Grafen JLabinski an., Ich
genieße das Glück, in der Ehe die Leidenschaft der Liebe gefunden zu
haben."

Ich fühlte, wie bei diesen Worten die Schwungkraft meines Lebens
brach. Prascovia war sehr bewegt . Sich erhebend, sprach sie: „Suchen
Sie an etwas anderes zu denken. Stellen Sie sich vor, ;ich wäre auf immer
abgereist, ich wäre gestorben. Vergessen Sie mich! Reisen Sie, arbeiten
Sie, tun Sie Gutes, greifen Sie tätig und rüstig in (das menschliche Leben
ein. Suchen Sie Trost in der Kunst, in der Liebe . . . ."

Ich machte eine abwehrende Bewegung.

„Oder meinen Sie weniger zu leiden, wenn Sie fortfahren, mich zu
sehen?" sagte die Gräfin. „Kommen Sie, ich werde Sie immer bei mir
empfangen. Gott sagt, wir sollen unseren Feinden vergeben; warum also
Übles denen tun, die uns lieben? Indessen scheint mir die Entfernung
ein viel sichereres Heilmittel zu sein. Nach zwei Jahren vielleicht gönnen
wir uns die Hand drücken, ohne Gefahr für Sie", setzte sie hinzu, indem
sie zu lächeln versuchte.

Am andern Tage verließ ich Florenz. Aber weder Studien, noch
Reisen, noch die Zeit vermochten meine Leiden zu mildern. Ich fühle,
daß ich sterbe, verhindern Sie es nicht, Doktor."

„Haben Sie die Gräfin Prascovia Labinska wiedergesehen?" fragte
der Dgktor, dessen blaue Augen funkelten.

„Nein", antwortete Octave, „aber sie ist in Paris."

Er reichte Doktor Cherbonneau eine Karte, auf der folgende Worte
zu lesen waren: Die Gräfin Prascovia Labinska ist bereit, Donnerstags
Besuche zu empfangen.

III.

Zwei Jahre waren seit jenem Tage verflossen, da die Gräfin Labinska
auf Octave's Lippen das Geständnis der Liebe zurückgehalten hatte, das
sie nicht hören durfte. Octave war von der Höhe seines Traumes herabgestürzt
; er hatte sich entfernt, nagenden Gram im Herzen, und niemals
hatte Prascovia wieder etwas von ihm gehört. Das einizge Wort, das er
ihr hätte schreiben können, das gerade war ihm ja verboten. Aber mehr
als einmal waren die Gedanken der Gräfin, über das Stillschweigen erschreckt
, mit Wehmut zu ihrem armen Anbeter hinübergeschweift. Hatte
er sie vergessen? Sie wünschte es, ohne es zu glauben; denn die unauslösch-
liehe Flamme der Leidenschaft flammte in Octave's Augen und die Gräfin
hatte sie wohl bemerkt. Diese Sorge durchzog wie eine kleine Wolke den


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