Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 135
(PDF, 133 MB)
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azurnen Himmel ihres Glückes. Ihre empfindungsreiche Seele litt unter
dem Gedanken, daß sie einen Menschen elend gemacht habe.

Nach ihrer Ankunft in Paris hatte die Gräfin Labinska an pctave
diese banale Einladung geschickt, die Doktor Balthasar Cherbonneau zerstreut
zwischen seinen Fingern hin und her rollte, und als sie ihn nicht
kommen sah, rief sie, so lieb es ihr auch hätte sein müssen, daß er geheilt"
war, mit einer unwillkürlich freudigen Begung aus: „Er liebt mich paoch!
immer!*' Und doch war sie eine Frau, rein wie die Engel, keusch wie
der Schnee auf Bergeshöhen.

„Ihre Erzählung, der ich aufmerksam zugehört habe/* sagte der
Doktor zu Octave, „beweist mir, daß jede Hoffnung ihrerseits ein .Truggebilde
ist. Niemals wird die Gräfin Ihre Liebe teilen/4

„Sie sehen also, lieber Herr Cherbonneau, daß ich recht hatte, wenn
ich mein Leben dahinströmen ließ und es nicht zurückzuhalten versuchte/1

„Ich habe nur gesagt, daß die gewöhnlichen Mittel keine Hoffnung
darbieten'4, fuhr der Doktor fort, „aber es gibt geheime Kräfte, .WelchSe
die moderne Wissenschaft nicht kennt und deren Überlieferung uns aufbewahrt
geblieben sind in fremden Ländern. Dort kannte das menschliche
Geschlecht in den ersten Zeitaltern der Welt, in unmittelbarem ^Zusammenhange
mit den lebendigen Kräften der Natur, Geheimnisse, die man
jetzt verloren glaubt, und welche die Stämme, die später die »verschiedenen
Völkerschaften bildeten, auf ihren Wanderungen nicht mit sich
genommen haben. Diese Geheimnisse vererbten sich damals von Eingeweihten
zu Eingeweihten in den mysteriösen Tiefen der Tempel. Dann
wurden sie in geheiligten, der Menge unverständlichen Idiomen nieder-
geschrieben und als Hieroglyphen auf den Kryptengewölben der Ellora
eingemeißelt. Noch jetzt findet man auf den Gipfeln des Berges Meru,
all den Quellen des Ganges, am Fuße der weißen Marmortreppe der heiligen
Stadt Benares, in den zerfallenen Pagoden von Ceylon einige {hundertjährige
Brahmanen, die unbekannte Manuskripte entziffern, einige
Joghis, die die unaussprechbare Silbe „om" wiederholen und die nicht
bemerken, daß die Vögel des Himmels in ihren Haaren ihr Nest aufschlagen
, einige Fakirs, deren Schultern die Spuren der eisernen Klammern
von Jaggernat zeigen. Diese alle sind im Besitze der /Gehfeimnisse
und erreichen mit ihnen wunderbare Erfolge, wenn es ihnen beliebt, sich
ihrer zu bedienen. Unser Europa, ganz den materiellen Interessen verfallen
, hat keine Ahnung von der spiritualistischen Höhe, auf der die indischen
Büßer angekommen sind. Die strengsten Fasten, die erstaunlichsten
Anstrengungen eines beschaulichen Geistes, fast unmögliche Stellungen
, die sie ganze Jahre hindurch beibehalten, schwächen ihren Körper
so vollständig ab, daß ihr sie — wie sie in der glühenden Sonne zwischen
.glühendem Kohlenfeuer niedergekauert daliegen und ihre langen Nägel in


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