Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 180
(PDF, 133 MB)
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bedeckte. Der Doktor streckte seine Hand gegen Olaf aus, dessen Unbe-
haglichkeit er wohl erraten möchte, Durch zwei, drei Bewegungen umgab
er ihn mit einer frühlingsgleichen Atmosphäre und schuf ihm so ein
frisches Paradies in dieser glühenden Hölle.

„Befinden Sie sich jetzt besser?" fragte der Doktor Herrn von La-
binski. „Ihre Lungenflügel sind an die baltischen Brisen gewöhnt, die
über die hundertjährigen Schneefelder des Nordpols streichen und kalt
und rauh in ihrer Heimat ankommen. In dieser glühenden Luft mußten Sie
freilich wie Sähmiedebalge keuchen, während ich hier friere, ich, den die
Glühöfen der Sonne gekocht, wiedergekocht und gleichsam verkohlt haben/,

Graf Olaf Labinski machte, ein Zeichen, um anzudeuten, daß die erhöhte
Temperatur des Zimmers ihn nicht mehr belästige.

„Nun wohl", sagte der Doktor, „Sie haben ohne Zweifel von meinen
Meinen Taschenspielerkunststücken sprechen gehört und wollen nun eine
Probe meiner Kunst haben. Ja, ich bin stärker als Comus, Comte oder
Bosko."

„Meine Neugierde ist nicht so frivol," antwortete der Graf, „ich habe
mehr Achtung vor einem Fürsten der Wissenschaft."

„Ich bin kein Gelehrter in der gewöhnlichen Bedeutung dieses Wortes.
Im Gegenteil, ich studierte gewisse Dinge, welche die Wissenschaft verachtet
. Ich habe mich zum Herrn über 'geheime, unangewandte Kräfte
gemacht und habe Erfolge erreicht, die wunderbar scheinen, während sie
doch nur natürlich sind. Ich belauschte die Seele und habe sie dadurch
zuweilen begriffen; sie hat mir Eröffnungen gemacht, die ich benutzt,
und Worte gesagt, die ich behalten habe. Der Geist ist alles, die Materie
existiert nur in der Welt des Scheins. Das Weltall ist vielleicht nur ein
Traum Gottes oder eine Ausstrahlung des schaffenden Wortes in der Unermeßlichkeit
. Ich zerfetze nach Belieben die Lumpen des; Körpers, ich
halte das Leben an oder beschleunige es, ich verwechsele die Sinne, ich
unterdrücke den Baum, betäube den Schmerz, ohne daß ich nötig hätte,
zu Chloroform, zu Äther oder zu andern einschläfernden Arzneien zu
greifen. Bewaffnet mit dem Willen dieser intellektuellen Elektrizität,
mache ich lebendig oder töte ich. Nichts ist für meine Augen undurchdringlich
. Mein Blick bemerkt alles. Ich unterscheide genau die Strahlen
des Gedankens, und wie man das Sonnenlicht in einer camera obscura
auffängt, lasse ich diese Gedankenstrahlen durch mein ^unsichtbares)
Prisma hindurchgehen und zwinge sie, sich an der weißen Fläche meines
Gehirns zu brechen. Aber alles dies ist wenig gegenüber den Wundern,
die gewisse indische Jogliis, die auf der höchsten Stufe des Aszetismus
angekommen sind, vollbringen. Wir Europäer sind zu oberflächlich, zu
zerstreut, zu nichtig, zu verliebt in unser tönernes Gefängnis, als daß
wir die breiten Fenster zur Ewigkeit und Unendlichkeit zu öffnen ver-


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