Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 183
(PDF, 133 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0187
183 —

Lebend oder tot, entfernt oder nahe, wird sie auf Ihren Ruf erscheinen,
vom Ende der Welt oder aus den dunkelsten Tiefen der Vergangenheit."

Das Gewölk verschwand. Ein junges Weib in einem Spitzengewand,
mit meerblauen Augen und gekräuseltem goldnen Haar ließ seine schönen
Hände wie weiße Schmetterlinge zerstreut auf den elfenbeinernen Tasten
eines Klaviers hingleiten und erschien wie unter einem Spiegel auf dem
Grunde der durchsichtig gewordenen Flüssigkeit in einer so wunderbaren
Vollkommenheit, daß alle Maler hätten verzweifeln können. Es war Pras-
covia Labinska, die, ohne es zu wissen, der leidenschaftlichen Anrufung
des Grafen gehorcht hatte.

„Und nun wollen wir zu einer seltsameren Sache übergehen", sagte
der Doktor, ergriff die Hand des Grafen und legte sie auf eine der eisernen
Stangen des mesmerischen Kübels. Olaf hatte kaum das mit
niederschmetterndem Magnetismus geladene Metall berührt, als er, wie
vom Blitz getroffen, zu Boden stürzte.

Der Doktor nahm ihn in seine Arme, hob ihn wie eine Feder empor, legte
ihn auf einen Divan, schellte und rief dem auf der Türschwelle erscheinenden
Diener zu:

„Geh' und sage Herrn Octave von Saville, ich ließe ihn ersuchen,
hierherzukommen."

V,

Das Rollen eines Wagens ließ sich schon bald in dem stillen Hofe des
Hotels hören und Octave von Saville trat in das Zimmer des Doktors.
Er blieb erstaunt stehen, als Doktor Cherbonneau ihm den Grafen Olaf
Labinski ausgestreckt auf dem Divan mit allen Anzeichen des Todes
zeigte. Er vermutete anfangs einen Mord und blieb einige Augenblicke
stumm vor Entsetzen; aber nach einer aufmerksameren Prüfung bemerkte
er, daß ein beinahe unmerkbares Atmen die Brust des jungen Schläfers hob
und senkte.

„Hier", sagte der Doktor, liegt ihre Verkleidung bereit. Sie ist ein
wenig schwieriger anzulegen als ein Domino, den Sie vom Maskenverleiher
entnehmen. Aber Romeo, der in Verona den Balkon ersteigt, achtet nicht
der Gefahr, daß er den Hak brechen könnte. Er weiß, daß Julie ihn
oben in ihrem Zimmer unter den Schleiern der Nacht erwartet. Die
Gräfin Praskovia wiegt wohl die Tochter der Gapulets auf."

Octave war durch die seltsame Lage, in der er sich befand, verwirrt
und antwortete nicht. Er betrachtete fortwährend den Grafen, dessen
Kopf, leicht hintenübergelehnt, auf einem Kissen ruhte. Diese schöne, adlige
Figur, die ihre Seele verlieren sollte, verursachte ihm wider seinen Willen
einige Gewissensbisse.

Der Doktor nahm Octaves Träumerei für Zaghaftigkeit. Ein flüchtige
?. Lächeln der Verachtung irrte am die Falten seines Mundes und er
Jsagte: ; <


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0187