Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 232
(PDF, 133 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0236
Nach einigen Minuten richtete sich Octave-Labinski (so werden wir
ihn künftig zur größeren Klarheit bezeichnen) von seinem Lager auf; fuhr
mit der Hand über die Augen und schaute mit erstaunten Blicken, in denen
das Bewußtsein des Ichs noch nicht vollständig erwacht war, umher.

Als ihm die klare Erkenntnis der Gegenstände zurückgekehrt war,
war das erste, was er bemerkte, sein eigener Körper, der abgetrennt von
ihm auf dem Divan ausgestreckt lag. Er sah sich selbst. Nicht in einem
Spiegel als Bild, sondern in Wirklichkeit! Er rstieß einen Schrei aus,
dieser Schrei ertönte nicht mit dem gewohnten Klange seiner Stimme und
verursachte ihm selbst ein grauenhaftes Entsetzen. Da die Verwechselung
der Seelen während des magnetischen Schlummers stattgefunden hatte,
so war ihm keine Erinnerung davon geblieben und er empfand ein eigentümliches
Unbehagen. Sein Denken, das durch neue, ungewohnte Organe
vermittelt wurde, glich einem Arbeiter, dem man sein gewöhnliches Handwerkszeug
genommen und neues dafür gegeben. Die an einen fremden
Ort versetzte Psyche schlug mit ihren unruhigen Flügeln gegen das Gewölbe
dieses ihr unbekannten Kopfes und verlor sich in den labyrinthi-
sehen Gängen dieses Gehirns, in dem noch einige Spuren fremder Ideen;
zurückgeblieben waren.

,,Nun, wie gefällt Ihnen ihre neue Wohnung?" fragte der Doktor*
nachdem er sich genugsam an Octave-Labinskis Überraschung erfreut
hatte. „Hat sich Ihre Seele bequem in dem Körper dieses liebenswürdigen8
Kavaliers eingerichtet, dieses Hetmanns, Hospodars oder Magnaten, dieses
Gemahls der schönsten Frau der Welt? Jetzt haben Sie gewiß keine Lust
zu sterben, wie es ihr Vorsatz war, als ich Sie das erste Mal in ihrer
traurigen Wohnung besuchte, jetzt, da die Pforten des Hotels Labinski
Ihnen weit geöffnet sind und Sie nicht mehr zu fürchten brauchen, daß
Prascovia Ihnen ihre Hand auf den Mund legt, wie damals in der Villa
Salviati, als Sie zu ihr von Liebe sprechen wollten! Sie sehen also, daß
der alte Balthasar Cherbonneau mit seinem Affengesicht, das er nach Belieben
mit einem andern hätte vertauschen können, in seinem Schelmen-
sack doch noch einige ganz vortreffliche Rezepte ^besitzt."

„Doktor", sagte Octave-Labinski, „Sie besitzen die Macht eines
Gottes oder wenigstens die eines Teufels".

„Oh, oh, haben Sie keine Furcht, hier ist keine Teufelei im Spiet
Ihr Seelenheil läuft keine Gefahr. Ich lasse Sie keinen Kontrakt mit Blut
unterschreiben. Nichts ist einfacher als das, was sich hier zuträgt. Das
W ort, welches das Licht erschaffen hat, kann auch einer Seele gar
leicht einen andern Platz anweisen. Wenn die Menschen durch den
Raum der Zeit und durch die Unendlichkeit hindurch auf Gott hören
wollten, würden sie noch vieles andere vermögen."


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