Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 234
(PDF, 133 MB)
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234 —

Der "Weg war in wenigen Minuten zurückgelegt und der Kutscher
rief mit einer Stentorstimme; „Das Tor auf!" Die beiden großen Torflügel
wurden durch einen Schweizer aufgestoßen und • verstatteten dem
Wagen den Eintritt, der in den großen, mit Sand bestreuten Hof einlenkte
und mit einer bewunderungswürdigen Sicherheit unter einem weiß
und rot gestreiften Vordach anhielt.

Der Hof, den Octave-Labhiski mit einer visionären Schnelligkeit,
welche die Seele sich bei gewissen bedeutenden Gelegenheiten erwirbt,
überschaute, war geräumig, von symmetrischen Gebäuden umgeben und
durch broncene Lampenständer erhellt. Alles Ließ mehr einen Palast als
ein Hotel vermuten. Eine Orangerie, die der Versailler Terrasse würdig
gewesen wäre, war in Zwischenräumen auf dem Asphaltboden aufgestellt,
der wie eine Borte den Sandteppich in der Mitte des Hofes umgab.

Als der verwandelte unglückliche Liebhaber den Fuß auf den Boden
setzte, war er gezwungen still zu stehen und seine Hand aufs Herz zu
legen, um das laute Pochen desselben zu beschwichtigen. Er hatte wohl
den Körper des Grafen Olaf Labinski, aber er besaß nur dessen physische
Erscheinung. Alle und jede Kenntnis, die dies Gehirn besessen hatte, war
mit der Seele des ersten Besitzers entflohen. Das Haus, das er künftighin
sein eigen nennen sollte, war ihm unbekannt. ; Unbekannt war ihm die
innere Einrichtung desselben. Vor ihm lag eine Treppe. Er folgte ihr
auf gut Glück. Ein Irrtum hätte auf Bechnung irgendeiner Zerstreutheit
geschoben werden müssen.

Die marmornen Stufen glänzten in ihrer Weiße und ließen das gesättigte
Bot der breiten Decke mit vergoldeten Kupferringen vorteilhaft
hervortreten und dem Fuß seinen weichen Weg anzeigen. Die schönsten
exotischen Blumen begleiteten den Hinaufsteigenden auf jeder Stufe.

Eine große, durchbrochene, mit Scheiben versehene Laterne hing an
einem starken Tau von Seide. Sie ließ ihre goldenen Schlaglichter an
den marmorglatten Wänden von weißem Stuck entlangstreifen. ! Der
Treppenflur des einzigen Stockwerkes war mit Mosaik von wertvoller
Arbeit belegt, und auf ihn mündete eine hohe Tür. Octave-Labinski
stieß sie auf und befand sich in einem geräumigen Vorzimmer, wo einige
Lakaien in vollständigem Anzüge schlummerten, die bei seiner Annäherung
sich wie durch einen Federdruck emporgeschnellt erhoben und sich
an den Wänden entlang mit der unerschütterlichen Ruhe orientalischer
Sklaven aufrichteten. Er verfolgte seinen Weg. Ein Salon in Weiß und
Gold, in dem niemand sich aufhielt, stieß an das Vorzimmer. Octave
Labinski zog an einer Klingelschnur. Eine Kammerfrau erschien.

„Kann die gnädige Frau mich empfangen?"

„Die Frau Gräfin kleidet sich soeben aus, sie wird aber sogleich sichtbar
sein."


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