Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 279
(PDF, 133 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0283
— 279 —

dem Weine etwas zu gute halten. Die Sorte, die Sie blau gemacht hat, muß
ganz vortrefflich sein. Aus Rücksicht hierauf schlage ich Sie auch nicht
zu Boden und begnüge mich, Sie ganz einfach auf die Straße zu setzen,
wo die Scharwache Sie wohl arretieren wird, wenn Sie Ihren Unfug
weiter fortsetzen. Ein paar Stunden im Gefängnis werden Ihre Ideen
wohl ein wenig abkühlen."

„Nichtswürdige!" rief Olaf von Saville, indem er sich an die
Lakaien wandte, „duldet ihr es, daß diese verworfene Kreatur euren
Herrn insultiert, den Grafen Labinski?"

Bei diesem Namen stieß die Dienerschaft ein einstimmiges ungeheures
Hurrah aus. Ein homerisches, konvulsivisches Gelächter entfuhr
ihnen: „Dieser kleine Herr glaubt, er sei der Graf Labinski! Ha, ha!
Die Idee ist gut!"

Eiskalter Schweiß benetzte Olaf von Saville's Stirn. Ein stechender
Gedanke durchfuhr wie ein Stahl sein Gehirn, 'er fühlte das Mark in
seinen Knochen gerinnen. Hatte Smarra*) sein Knie ihm auf die Brust
gesetzt oder lebte er in der wirklichen, realen Welt? Hatte seije Vernunft
in dem grundlosen Ozean des Magnetismus Schiffbruch gelitten
oder war er der Spielball einer teuflischen Machinatdon? Keiner seiner!
sonst vor ihm zitternden, demütigen, sich unterwerfenden Diener er^
kannte ihn 'wieder. Hatte man ihm seinen Körper ausgewechselt, wie
seine Kleider und seinen Wagen?

„Damit Sie sich überzeugen, daß Sie nicht der Graf Labinski sind,"
sagte der Unverschämteste der ganzen Bande, „so schauen Sie dort hin,
dort steigt er selbst, durch den Lärm angezogen, die Freitreppe herunter."'

'Der Gefangene des Schweizers wendete seine Augen nach dem
Hintergrunde des Hofes und sah unter dem Wetterdacne der Marquise
einen jungen Mann stehen, in schlanker und eleganter Figur, mit ovalem
Gesicht, schwarzen Augen, einer Adlernase und zierlichem Bart, der kein
anderer war als er selbst oder ein Gespenst, das der Teufel mit täuschender
Ähnlichkeit ihm nachgebildet hatte.

Der Schweizer ließ die Hände seines Gefangenen los. Die Diener
reihten sich ehrfurchtsvoll an der Mauer entlang, auf, mit niedergeh

schlagenen Augen und herabhängenden Händen in absoluter Unbeweglich-
keit, wie die Pagen des Großherrn beim Herannahen ! des Padischah. Diesem
Phantom erwiesen sie die Ehrenbezeugungen, die sie dem wirklichen
Grafen verweigerten.

Prascovias Gemahl, obwohl unerschrocken, empfand ein unsagbares
Entsetzen bei der Annäherung dieses Menächmus, der, fürchterlicher

*) Smarra ist nach dem Glauben der Morlacken der Dämon der Nacht
und des Alpdrückens.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0283