Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 280
(PDF, 133 MB)
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als der vom Theater, sich in das positive Leben hineindrängte und seinem
Zwillingsbruder unkenntlich machte.

Eine alte Familienlegende kam ihm ins Gedächtnis und vermehrte
sein Entsetzen. Jedesmal, wenn ein Labinski sterben sollte, wurde er
durch die Erscheinung eines ihm durchaus ähnlichen Phantoms benachH
richtigt. Unter den Völkern des Kordens hat es stets als eine unselige Vorbedeutung
gegolten, seinen Doppelgänger, wenn auch nur im Traume,,
zu sehen, und der unerschrockene Krieger des Kaukasus fühlte sich bei
dieser Vision seines zweiten Ichs von einem unüberwindlichen abergläubischen
Schrecken ergriffen und bebte vor sich^elber zurück.

Octave-Labinski ging seiner früheren Gestalt, in der die Seele
des Grafen voll Indignation und Entsetzen kämpfte, entgegen und sagte
mit einer vornehm eisigen Höflichkeit:

„Mein Herr, hören Sie auf, sich mit diesen Dienern zu kompromittieren
. Graf Labinski, wenn Sie ihn sprechen wollen, ist mittags von*
zwölf bis ein Uhr sichtbar. Die Frau Gräfin empfängt Donnerstags diejenigen
, die die Ehre gehabt haben, ihr vorgestellt zu sein.'*

Die Phrase wurde langsam und mit Betonung jeder einzelnen Silbe
ausgesprochen. Dann entfernte sich der falsche Graf mit ruhigen Schritten
und die Treppentüren schlössen sich hinter ihm zu.

Olaf von Savilie wurde ohnmächtig in seinen Wagen getragen. Ais er
wieder zur Besinnung kam, lag er auf einem Bett, das nicht die Form des
semigen hatte, in einem Zimmer, in welchem er sich nicht erinnerte jemals
gewesen zu sein. Neben ihm stand ein fremder Diener, der ihm deit
Kopf stützte und ihn Äther aus einem Flacon einatmen ließ.

„Fühlen sich der gnädige Herr besser?" fragte Jean den Grafen, den
er für seinen Herrn hielt.; „Ja", antwortete Olaf von Savilie, es war
nur eine vorübergehende Schwäche/'

„Darf ich mich1 zurückziehen oder soll ich bei Ihnen wachen?"

„Nein, laß mich allein. Aber bevor du dich zurückziehst, zünde doch
die Leuchter am Spiegel an."

„Wird dies blendende Licht den gnädigen Herrn nicht zu schlafen
verhindern?" {

„Keineswegs. Übrigens fühle ich, daß ich noch nicht schlafen kann."

„Ich werde nicht zu Bette gehen, und wenn der gnädige Herr irgend
etwas bedürfen, bin ich beim ersten Klingelzuge wieder hier!" sagte Jeanr
der in innerster Seele durch die Blässe und die verstörten Züge des Grafen
beunruhigt war.

Jean zündete die Lichter an und entfernte sich. Der Graf ging zum
Spiegel und sah in dem reinen Kristall, in welchem das Funkeln der
Lichter sich widerspiegelte, den sanften, traurigen Kopf eines jungen:
Mannes mit reichen schwarzen Haaren, dunkelblauen Augen, bleichen


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