Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 330
(PDF, 133 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0334
Auf dem Tische, der nach1 russischer Weise gedeckt war, standen,;
gefüllte Fruchtschalen, die von Veilchenkränzen umgeben waren. Die
Speisen warteten auf das Messer der Essenden unter polierten Metallglocken
, die wie die Sturmhauben eines Emir erglänzten. Eine Teemaschine
ließ zischend ihre Dämpfe entströmen. Zwei Diener in Kniehosen
und weißen Halsbinden standen unbeweglich und schweigend gleich
Marmorstatuen hinter den beiden, sich gegenüber auf gestellten Fauteuils.

Octave überschaute alle diese Einzelheiten mit raschen Blicken, um
nicht wider seinen Willen durch die Neuheit der Gegenstände, mit denen
er vertraut erscheinen mußte, gestört zu werden, i Ein leichtes Gleiten
über den Fußboden, das Rauschen eines Kleides ließ ihn sich umdrehen.
Es war die Gräfin Prascovia Labinska, die sich näherte und mit einem
leichten, vertraulichen Kopfnicken sich ihm gegenübersetzte.

Sie trug ein seidenes, grün und weiß karriertes Morgengewand. Ihre
Haare wellten sich an den Schlafen in dichten Scheiteln und waren im
Nacken zu einer goldenen Strähne zusammengeflochten. Der rosige Teint
ihrer Waagen war durch die Gemütsbewegung des vergangenem Abends
und den unruhigen Schlaf in der Nacht etwas gebleicht; ein fast unmerklicher
feuchter Glanz schimmerte in ihren sonst so ruhigen und klaren-'
Augen. Sie hatte ein ermüdetes, schmachtendes Aussehen. Aber so gemildert
war ihre Schönheit nur um so ergreifender.

Octave-Labinski war vorsichtiger geworden. Er verschleierte das
Feuer seiner Blicke und verbarg sein stummes Entzücken unter einiejiö
gleichgültigen Aussehen. Die Gräfin betrachtete mit ihren schönen, hellblauen
Augen ihren Genossen, den sie für ihren Gemahl hielt, denn das
Licht des Tages hatte die Ahnungen, die Schrecknisse und die Phantome
der Nacht verscheucht. Sie richtete an ihn mit einer klangvollen, zärtlichen
, schmeichelnden Stimme einige polnische Worte! ! Dem Grafen
gegenüber bediente sie sich oft ihrer Muttersprache in Augenblicken*
sanfter Vertraulichkeit, zumal in Gegenwart französischer Bedienter,
denen dies Idiom fremd war.

Octave verstand Lateinisch, Italienisch, Spanisch, auch einige Worte
Englisch, aber ihm waren die slavischen Sprachen vollständig unbekannt.

Beim Klange dieser Worte ging ein seltsames Phänomen im Gehirn
des Grafen, das von Octaves Ich bewohnt war, vor. Die dem Pariser
fremden Laute drangen durch die Windungen eines slavischen Ohrs, gelangten
an den gewöhnlichen Ort, wo Olafs Seele sie zu empfangen
pflegte, um sie in Gedanken zu übertragen, und riefen dort eine Art von
ständiger Verwirrimg hervor. Einzelne Worte flüchteten sich in die Verschlingungen
des Gehirns, in die geheimen Fächer des Gedächtnisses, und
summten dort umher, jeden Augenblick zur Antwort bereit. Aber diesa
unbestimmten Erinnerungen konnten mit dem Geiste in keine Verbindung


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