Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 332
(PDF, 133 MB)
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Das Frühstück wurde schweigend beendigt. Prascovia schmollte.
Octave stand Höllenqualen aus, denn er fürchtete weitere Fragen, die er
gleichfalls hätte unbeantwortet lassen müssen*

Die Gräfin erhob sich und zog sich in ihre Gemächer zurück. Oetavo
blieb allein unl spielte mit dem Heft eines Messers, das er sich gern ins
Herz gestochen hätte, denn seine Lage war unerträglich geworden. Er
hatte auf eine Überraschung gerechnet und fand sich jetzt jn den Irr*
gängen einer ihm unbekannten Existenz, aus denen er keinen Ausweg1
wußte. Als er den Körper des Grafen Labinski annahm, hätte er ihm auch
seine früheren Kenntnisse rauben müssen, die Sprache, die er kannte, die
Erinnerungen aus der Kindheit, all die tausend geheimen Details, die das
Tch eines Menschen ausmachen, die Beziehungen, die seine Existenz an die
anderer knüpfen. Aber für alles dies hatte das ganze Wissen des Doktor
Cherbonneau nicht gesorgt. Welche Pein! Im Paradiese zu verweilen»
dessen Schwelle er früher nur von weitem zu betrachten gewagt; unter)
einem Dache mit Prascovia zu wohnen, sie zu sehen, sie zu sprechen, ihre
schöne Hand mit den Lippen ihres Gatten zu küssen — und doch ihrqf
große Schamhaftigkeit nicht täuschen zu können, doch jeden Augenblick
sich durch irgendeine unerklärliche Dummheit verraten zu müssen!
„Es stand in den Sternen geschrieben, daß Prascovia mich niemals lieben
würde! Und doch habe ich das größte Opfer gebracht, zu dem der menschliche
Stolz hinabsteigen kann. Ich habe auf mein Ich Verzicht geleistet
und eingewilligt, unter einer fremden Gestalt die Liebkosungen, die einem
andern zugedacht waren, entgegenzunehmen!"

Soweit war er in seinem Selbstgespräch gekommen, als sein Groom
sich vor ihm mit allen Zeichen der tiefsten Ehrfurcht verneigte und ihn
fragte, welches Pferd er heute reiten wolle. Als der Groom merkte, daß
ihm keine Antwort zuteil werden würde, wagte er, ganz erschrocken über
seine eigene Kühnheit, zu murmeln:

„Vultur oder Rüstern? Beide sind seit acht Tagen nicht ins Freie
gekommen.4 4

„Rüstern", antwortete Octave-Labinski. Er hätte eben so gut Vultur
sagen können. Aber der letzte Name war in seinein zerstreuten Geiste
haften geblieben.

Er bestieg das Pferd und lenkte es nach dem Boulogner Hölzchen,
um in seiner nervösen Aufregung ein erfrischendes Luftbad zu nehmen,
Rüstern schien die Gedanken seines Reiters zu verstehen. Sobald er das
Pflaster verlassen hatte und den Sand unter sich fühlte, flog er wie ein
Pfeil davon, ohne daß Octave ihm die Sporen zu geben brauchte. Nach
zwei Stunden eines rasenden Rittes kehrten Reiter und Pferd ins Hotel
zurück, der eine beruhigt, das andere rauchend und mit roten Nüstern,


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