Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 405
(PDF, 133 MB)
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2. Ich stelle mit Genugtuung fest, daß', als das Manuskript schon fertiggestellt
war, in „P. St.", 50. Jahrgang, 5. Heft ein Aufsatz von Prof. Schröder erschien,
der gleichfalls der Meinung ist, daß das Unterbewußtsein bei diesen Phänomenen
nicht zur Erklärung ausreicht; er führt zum mindesten die Entstehung der
flächenartigen Gebilde auf spiritistische Apporte zurück. Mit Recht warnt et
vor dem suggestiven Einfluß solcher Hypothesen wie der von Schrenck-Notzing.
die nicht geeignet sind, Klarheit in dies Dunkel zu bringen.

3. Sehr naiv ist z. B. in dieser Hinsicht die Behauptung R. Tischners, man
dürfe Geister nicht zur Erklärung okkulter Erscheinungen heranziehen, da sie
kein anerkannter Bestandteil der Wissenschaft seien. Dann !darf man eben nichts
zur Erklärung heranziehen, was augenblicklich nicht von der Wissenschaft anerkannt
ist, d. h., man muß eben alles leugnen, was darüber hinausliegt und wird
auf diese Weise niemals einen Schritt vorwärts kommen. Auch die Annahme eines
Allbewußtseins im rein psychischen Sinne, die übrigens schon in der xotvrj svvoia
koine ennoia) des Aristoteles zu finden ist und die Tischner „bewiesen zu haben
glaubt", istzunächt nichts als eine Arbeitshypothese, wobei darauf hinzuweisen ist,
daß zur Erklärung des Hellsehens auch andere Faktoren wie z. B. erweiterte
vierdimensionale Sinne herangezogen worden sind.

4. Aus dem Gebiete der Wissenschaft dürfen wohl hier für das philologische
Gebiet die Arbeiten E. Nordens (Antike Kunstprosa) herangezogen werden, der
gewisse rhythmische Formen in der Prosa der 'antiken Völker festgestellt hat,
für das sprachphysiologische Gebiet die Forschungen von E. Sievers, der nachwies
, das sich auch die psychische Spannung beim Sprechen in gewisse
Schwingungskurven (Beckingkurven) einordnen läßt.

Nachtrag.

Der Umstand, daß die vorliegende Abhandlung bereits Mitte vorigen
Jahres entstand und erst jetzt gedruckt worden ist, nötigt mich zu einigen
Ergänzungen, die vor allem das viel erörterte Problem des Hellsehens näher
zu beleuchten vermögen. Ich lernte seitdem besonders die Psychologie
der Esoterik näher kennen, die in den verschiedensten schriftlichen
und mündlichen Traditionen zum Ausdruck kommt. Daraus ergibt' sich
(cf. W. Adelmann-Huttele: Arya-rupa, der Pfad der Seherschaft), daß
jenem „tiefsten Unterbewußtsein" Kohnstamms oder dem buddhi-manas der
Indier tatsächlich ein solcher Umfang eingeräumt werden kann, daß
(wenigstens theoretisch) mit der Möglichkeit gerechnet werden muß,
daß dieser „betende Genius" auch zur Erklärung des Redens in verschiedenen
Sprachen und des Mediumismus von Säuglingen ausreicht. Es mag
ferner angesichts der Tatsache, daß ein großer Teil der parapsychologischen
Forscher noch immer der Meinung ist, daß für Hellsehen und
Telepathie nur die rein seelische Erklärung in Betracht komme, darauf
hingewiesen werden, daß die esoterische Tradition von jeher eine doppelte
Art des Schauens angenommen hat: eine niedere, rein psychische,
die durch die Herzgrube geschieht, und eine höhere, durch die eine Wahrnehmung
transzendenter Eindrücke auch durch das sinnliche Auge
möglich ist, wenn es entsprechend verfeinert wird, also das entsprechende


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