Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 453
(PDF, 133 MB)
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Nicht selten läßt sich auch der Beruf eines Menschen aus dessen
Schriftbild feststellen. So haben beispielsweise Musiker fast durchgehends
violinschlüsselartige Verschnörkelungen, besonders bei den Buchstaben L,
F oder B, auch Kreuze oder Noten kommen vor. Besonders charakteb
ristische Formen zeigt das große P bei Malern, die diesem Buchstaben
nicht selten die Form einer Palette geben, andernfalls aber umrandet ein
Schlußschnörkel die Unterschrift in ähnlicher Weise. Mathematiker oder
Personen, die viel mit Zahlen zu tun haben, bringen dies auch in[ der
Buchstabenform zum Ausdruck. So gleicht das lateinische U sehr oft
einer 21, das P oder G einer 9 usw. Literaten oder Personen, die in enger
Beziehung zur Presse stehen, zeigen oft druckartige Anfangsbuchstaben.
Diese Eigentümlichkeit findet man aber auch häufig bei Künstlern, bei
kunstliebenden oder sonst literarisch gebildeten Personen. Selbst wenn
sich in der Handschrift eines Dienstmädchens ein druckähnliches H findet,
kann man schon annehmen, daß diese Person sehr belesen ist oder wenigstens
nach Bildung strebt. Derartige Druckbuchstaben bekunden aber
auch Sinn für Kürze, Einfachheit, Vornehmheit und gediegene Wesensart
. Ein eitler Geck hingegen, der gern vor dem Spiegel steht und sich
vielleicht gar noch Locken dreht, findet keinen Gefallen an einfachen)
Buchstabenformen. Er macht Schnörkel über Schnörkel, und so wie er
im Leben die Hauptsache nicht von der Nebensache, die Innerlichkeit
nicht von der Äußerlichkeit zu unterscheiden vermag, bringt er auch!
in seiner Schrift die Schnörkel da an, wo sie oft direkt überflüssig wirken
. Eine heitere Natur beginnt meist mit einem leicht geschwungenen

igt *

Ansatz. Ist dieser aber eckig, anstatt rund, so kann man mit einer ziemlich
unliebenswürdigen Wesensart des Schreibers rechnen. Je ausgeprägter
dieses Zeichen ist, desto stärker kommt diese Eigenschaft zum
Ausdruck, bis sie in Widerspruchsgeist und Nörgelsucht ihre höchste
Form erreicht. Beginnt aber dieser Ansatz mit einem Häkchen, so kann
man auch auf Kaustik, Spottsucht usw. schließen, doch kann in milderen
Form auch Schlagfertigkeit zum Ausdruck kommen.

In Schriften von Handwerkern finden sich ebenfalls häufig Eigentümlichkeiten
, die Schlüsse auf die Art des Berufes ermöglichen. So
zeigten sich in einer fast plump und schwerfällig zu nennenden Schrift
einzelne Buchstabenformen, die direkt künstlerisch gebildet waren. Es
stellte sich später heraus, daß der Schreiber von Beruf Kunstschlosser
war. Ein anderes Schriftbild wies ebenfalls eigenartige Verzierungen auf,
die nicht auf Eitelkeit usw. deuten konnten. Es zeigte sich, daß es sich
hier um einen Konditor handelte, der besonders schöne Verzierungen
lieferte.

Beamte, besonders aber pedantisch1 veranlagte Mennschen, halten sich
meistens an die kalligraphischen Regeln. Neben viel oder gar über*


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