Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
17.1923/24
Seite: 514
(PDF, 133 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0518
— 514

Standpunkte voll würdigen zu können, muß man sich vergegenwärtigen,
daß der letztere von vornherein religiösen Charakter trug und auch
tragen sollte. Mr. Andrew Jackson Davis war in erster Linie Sektierer
und flocht das damals auftretende Tischrücken und Tischklopfen bloß
in sein System, weil er auf diese Weise seine Thesen experimentell stützen
zu können vermeinte. Davis, „der Svedenborg der Neuen Welt", wie man
ihn häufig nennt, setzte sich sofort in bewußten Gegensatz zur Bibel, bekämpfte
die Dogmen der Ewigkeit der Hölle, der Auferstehung des Fleisches
, der Erbsünde und der Gottheit Jesu. Er lehrte insbesondere,:;
„Es ist nicht wahr, daß Christus gekommen sei, um eine Schuld zu
bezahlen, welche die Menschheit gemacht habe., Es ist auch der Mühe
wert zu beachten, daß der Glaube an die ewige Verdammnis dort am umfangreichsten
blüht, wo Torheit, Unwissenheit und Aberglaube herrscht!"
Indem er seinen Anhängern durch Medien „bewies", daß sie mit den
Seelen ihrer Abgestorbenen in stetem Verkehre bleiben können, suchte er
Christus als eine Art „Über-Messias" noch dadurch zu übertreffen, daß
er folgende drei eigene Dogmen aufstellte: „Alle Seelen werden in der
anderer Sphäre ein herrliches Leben führen; es gibt keine Hölle für
Geister, wie sie Svedenborg kennt, es existiert kein Stillstand oder Bückgang
» sondern sämtliche Seelen gehen einer immer größeren Ver voll-
komn nung entgegen."

Was sich heute wissenschaftlicher Spiritist nennt, hat mit dieser
Stellungnahme wenig zu tun. Er unterscheidet sich von naturwissenschaftlich
orientierten Okkultisten eigentlich nur dadurch, daß er Phänomene
, die der letztere noch nicht mit seinen Mitteln zu erklären vermag
, als Eingriffe fremder „Intelligenzen" deutet.

Es ist nun interessant, die Haltung der katholischen und der protestantischen
Kirche gegenüber diesen beiden Spiritistengruppen zu betrachten
. Die erstere befindet sich, nach wie vor, bloß zu den Offenbarungsspiritisten
in schroffem Gegensatz, wendet sich aber nicht gegen
den wissenschaftlichen Spiritismus. Wir berufen uns da auf den in Freising
wirkenden katholischen Theologieprofessor Dr. Ludwig, der im
Jahre 1919, kurz nachdem der Tübinger Universitätsprofessor Dr. T. K.
Österreich die Grenzforschung universitätsfällig gemacht hatte, den
Mut besaß, Privatvorlesungen über okkultistische Fragen in seiner Wohnung
abzuhalten. Der Andrang war so heftig, daß er bald auf die Hochschule
übersiedeln mußte, was ihm von Rom nicht verwehrt wurde, zumal
solche Kollegien in Italien, Frankreich und England nichts Neues mehr
waren. Dr. Freising schrieb in einem seiner Fachwerke darüber: „Die
katholische Kirche hält daran fest, daß die großen Offenbarungen der
Menschhheit nicht durch Totenbefragung, nicht durch hysterische, moralisch
gar manchmal anrüchige Medien zuteil werden können. Die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1923/0518