Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
18.1924/25
Seite: 419
(PDF, 125 MB)
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recht stehenden Dolmen-Steine) jauchzten oder wenn sie im Herbst die
Frucht mit der Sichel schnitten und die Herden zählten oder wenn sie um
die Stunde der Wintersonnenwende die Mistel vom Baume brachen und
die Kalat-(Druiden-)Priesterin damit den Opferstier bekränzte, dessen
Opferblut fließen sollte, dann war aller Teilnehmer Gedanke nur gerichtet
auf den Reichtum, auf den Nutzen, den die Erde gewährt. Wenn
damit ursprünglich auch ein übersinnlicher Kultus verbunden wurde, so
galt alles Festef eiern doch nur dem Gewinn. Diese keltisch-druijdischen
Feste haben sich im Laufe der 'Jahrhunderte ausgebreitet über das weite,
weite Abendland, so daß deren Reste noch jetzt gefunden werden können
ebenso in Großbritannien wie in Frankreich oder Deutschland, wie in der
Schweiz, in Skandinavien und bis .nach Rußland hinein (wenn man dabei
absieht von den durch die kommunistische Umwälzung gegebenen Veränderungen
). !

In ganz England bestand die Sitte, daß in der Maienzeit Männer und
Frauen gemeinsam das junge Saatfeld um tanzten, um den Herbstsegen
spendenden Gottheiten und Elementarwesen zu huldigen. Jungen Bräuten
wurden beim Verlassen des Gottesdienstes nach der Trauung Weizenkörner
über den Kopf geschüttet, und an Ostern und Pfingsten trollten
sich Jünglinge und Jungfrauen die Ackerhügel von Greenwich herab,
um die Flur- usw. Götter, die alles Wachstum beschützen, aufzurufen., In
tausenderlei seltsamen Gebräuchen klingt bis in unsere Zeit noch die Anrufung
jener übersinnlichen Wesenheiten, von (denen eine Vermehrung des
Gewinnes aller Erdengaben erwartet wurde. Zum Dank wurde auch immer
ein gewisser Anteil am Ernte|ewinn den Göttern zurückgespendet, indem
man Feld, Acker und Baumgarten niemals völlig plünderte, sondern von
den geernteten Früchten für die den Göttern geheiligten Tiere m Feld und
Wald — bzw. für die ärmere Bevölkerung — einen reichlichen Rest
draußen in der Landmark beließ. Die Erntezeit war eben doch gedacht als
die zu Dank verpflichtende Jahreszeit. Auf den Shetlandinseln (den
117 Felsinseln im Nordosten Schottlands) sprengte man an gewissen Tagen
Milch oder Brauwürze aus; der nordische Bauer legte Stockfisch, Brei
und Wurst aus. Der Priester auf der Insel Rügen ließ zum Erntefest
nicht nur ein leckeres Mahl vom Fleisch des Opfertieres herrichten^
vielmehr veranstaltete er auch eine „Becherschau", das ist ein Wahrsagen
aus den mit einer (Art Wein gefüllten Trinkbechern. Dabei goß
er vom Wein über die in Holz hergesteilte Götterstatue und schenkte
darauf neuen Trank ein, dabei i die Uebersinnllchen um reichen Segen für
alle Festanwesenden bittend. Julius Lippert betont in seinem Buche über
die „Religionen der europäischen Kulturvölker" (1881, S. 93), daß uns
von Saxo — dem dänischen (Historiker (um 1100 n. Chr.) — noch überliefert
wird, wie die Rügener Priester doch lediglich nur die „gute Ernte

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