Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
18.1924/25
Seite: 422
(PDF, 125 MB)
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dem Leiden. Alle Qual und alle Freude sei nur eine Fiktion, die aus der
Liebe zum eigenen Ich entspringe, welches auch nur eine Fiktion darstelle,
eine Täuschung. Der Mensch wolle in allem schwelgen, ohne daß sich
seine Genußfähigkeit auf gleicher Höhe halte, so daß der Schlußeffekt nur
Unrast sei. Wir sprechen von der Weit, wir freuen uns über die Welt,
aber: was wissen wir denn von der Welt? Daß sie ist oder daß sie so ist,
wie wir sie zu sehen vermeinen? Am ersten hegt die Philosophie ihre
Zweifel. Wir sehen, sagt sie, die Welt recht verschieden, je nachdem
wir selbst gestimmt sind. Vielleicht ist sie aber überhaupt nur unsere
Vorstellung. Sie besteht vielleicht nur dadurch, daß ein empfindsames
Wesen sie hört, sieht, fühlt, riecht, schmeckt. Die Sinnesorgane empfinden
die Welt, und das Ich faßt die Empfindungen zusammen und erklärt:
die Dinge bestehen. Die Naturforscher sagen uns, daß die Dinge jedenfalls
nicht die Eigenschaften haben, die das Ich ihnen zuspricht. Licht
und Farbe, Ton und Harmonie sind Schwingungen feiner Stoffe, des
Äthers, der Luft, die unsere Sinnesnerven treffen und in unserem Gehirn
in Wahrnehmungen umgesetzt werden. Die Welt ist nur so, weil wir sie
so sehen, hören, fühlen; was sie in Wirklichkeit ist, ist nicht zu sagen.
Es liegt außerhalb unserer Denkfähigkeit. Die Welt ist nur, solange
Wesen mit Sinnesorganen sie wahrnehmen. Für diese Welt, für die
„anderen", die ja, ebenso wie unser Körper, zu den fingen gehören;, geht
der einzelne im körperlichen Tod unter; für den Sterbenden freilich gehen
beim Tode der Welt die anderen, ja sein Körper unter. Ob er selbst dabei
untergeht, ist darum unsicher, weil er ja dies Erlebnis, wenn wir es
so nennen wollen, nur einmal macht und nichts darüber verlautbaren
kann, weil Welt und Ich ja offenbar zunächst für einander nicht mehr bestehen
. Es ist schwerer, sich den Platz, den man in der Welt einnimmt,
leer zu denken, als sich selbst ohne die Welt zu denken. Alles andere und
alle anderen kann man sich fortdenken, vielleicht ist auch alles nur Vorstellung
— aber sich selbst fortzudenken und das andere bleibend, ist unendlich
schwer, ja unmöglich.

Wenn wir erst über die Dinge nachdenken, dann entgleiten sie
unseren Flingern und werden immer schattenhafter ... Um uns herum
überall dasselbe Schauspiel, Ich pi Ich, sich schiebend, reibend, drückend;
dabei Beulen und Wunden, Schmerzen und Leiden. Wo Sondersein sich
geltend macht, da gibt es Kampf, Haß, Feindschaft, Leiden. Leidvoll ist
diese Welt, solange sie uns Wirklichkeit ist und als Erscheinung in die
Fiktion des Ich aufgenommen ist. Nicht mehr berührt uns das Leiden,
erschüttert uns die Vergänglichkeit, sobald wir die Nichtwesenheit erkannt
haben, wenn wir die "Welt, die Dinge um uns, von unserem Ich getrennt
haben, nicht mehr an ihnen hängen ..

Das Glück jener Menschen, von denen Bohn spricht, bestehe darin,
daß sie allerdings auch nicht leid- und schmerzfrei seien, aber den


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