Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 91
(PDF, 121 MB)
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zwei grünlich leuchtende Augen hatten ihn aus dem Dunkel angestarrt.
Er wollte das Wasserglas nach ihnen werfen, aber sie wichen immer aus.

Meine Kinder lachten, aber das nahm er übel; ihm war nicht spaßhaft
zu Mute. „Grünes Licht ist Grabeslicht!" behauptete $r immer
wieder.

„Sind Sie furchtsam ?" fragte ich spöttisch.

Diese Frage nahm er geradezu als Beleidigung auf.

„Ich gehe um Mitternacht allein auf den Vysehrader Friedhof und
fürchte mich nicht/' erklärte er auf tschechisch.

„Nun, dann werden Sie ja die paar Glühwürmer auch nicht beunruhigen
!" sagte ich ruhig.

Es vergingen ungefährt acht Tage, ohne daß es ihm gelungen war, eine
Nacht ruhig zu schlafen, und er war1 schon sehr nervös geworden; so
nervös, daß wir die Türe zu unserem Zimmer nicht mehr schließen durften.

Wir sahen nichts, hörten nichts und — lachten ihn aus. Eines Tages
fragte er, ob wir Phosphorzündhölzchen daheim hätten.

„Nein", antwortete ich erstaunt, „warum fragen Sie?"

„Es hat jemand etwas mit Phosphor an die Wand geschrieben!"

Jetzt wurde ich böse. Uns eines solchen albernen Scherzes fähig zu
halten, erschien mir als Beleidigung.

„Wofür halten Sie uns eigentlich?" sagte ich. „Mit solchen Kindereien
gebe ich mich weder selbst ab, noch würde ich sie meinen Kindern
erlauben!"

Herr X. machte ein sehr unglückliches, hilfloses Gesicht und betrachtete
angelegentlich seine Fingernägel.

Unwillkürlich mußte ich lachen, und damit war auch der Ärger vorbei.

„Schießen Sie los!" ermunterte ich ihn. „Was haben Sie denn schon
wieder gesehen?"

Er zögerte eine Weile, drehte und wand sich, überlegte und sah uns
der Beihe nach mißtrauisch an; immer noch unsicher, ob ihn nicht dtoch
eins von uns zum besten hielte.

Aber das Mitteilungsbedürfnis war zu groß. Er fing endlich zu erzählen
an, und was er sagte, schien allerdings seltsam genug:

An der Wand, seinem Bette gegenüber, war — in hellleuchtender
Schrift — das Wörtchen „nicht" erschienen. „Und jetzt sagen Sie mir
nur," fragte er ganz verzweifelt, „was soll ich „nicht" tun?"

„Haben Sie das Wort deutsch oder tschechisch gesehen?" erkundigte
ich mich nachdenklich.

„Deutsch!" i

„In welcher Schrift?" forschte ich weiter.

„In deutscher Schrift! Es waren zittrige, ziemlich steil und eng geschriebene
Buchstaben.


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